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Oct. 27, 2021

Stephan Grund, OKM Detectors | Gründerstories

Stephan Grund, OKM Detectors | Gründerstories

Wie kaufe ich einen Mittelständler ohne die volle Finanzierungssumme auf dem Konto?

UNTERNEHMENSÜBERNAHME STATT START-UP GRÜNDUNG:

STEPHAN GRUND ZEIGT UNS DEN ETWAS ANDEREN WEG FÜR JUNGUNTERNEHMER

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland über 500 000 neue Unternehmen angemeldet, darunter fast 3000 Startups.  Allerdings geht der Traum vom Erfolg selten in Erfüllung. Im Gegenteil: 80-90 % aller Startups scheitern innerhalb von drei Jahren.

Aber gibt es auch eine Alternative?

Stephan Grund, der Geschäftsführer von OKM Detectors, hat sich für einen anderen Weg entschieden:

Der Jungunternehmer begann seine Karriere als Consultant und gründete 2015 das Cateringunternehmen „Caterwings“.  Mit 31 Jahren wagte er dann den großen Schritt:

Anstatt ein neues Startup zu gründen, kauft er 2019 OKM Detectors, ein deutsches Unternehmen das Produkte wie Metalldetektoren, 3D-Groundscanner und Radare herstellt und vertreibt.  Obwohl er als neuer Geschäftsführer bereits sechs Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, ist er zum Zeitpunkt der Übernahme der Jüngste im Team. Immerhin ist das Unternehmen fast so alt wie er selbst.

Auch wenn sich der Kauf eines bereits existierenden Unternehmens weniger aufregend anhört als die Neugründung, ist es eine Herausforderung die viel Mut erfordert: Der Kaufpreis der meisten Unternehmen liegt bei mehreren Millionen Euro. Eine Summe, die fast niemand auf dem Konto herumliegen hat. Aber auch wenn Stephan Grund Kredite aufnehmen musste, um die Firma zu akquirieren, bereut er die Entscheidung nicht:

„Eine gewisse Risikoaffinität muss da sein, aber man muss auch irgendwann springen“.

Trotzdem sollte man zuerst zwei bis drei Jahre Berufserfahrung in der Unternehmensberatung, der Industrie oder im Startup-Bereich zu sammeln. Dies ist seiner Meinung nach notwendig, um sich die Übernahme eines bestehenden Unternehmens überhaupt zutrauen zu können und ein wenig Eigenkapital anzusparen. Denn: Auch wenn es kostengünstige Finanzierungsoptionen gibt, sollte man 5 % des Kaufpreises selbst stemmen können. 

Trotzdem muss man keine Millionen auf dem Konto haben, um ein Unternehmen zu kaufen:

Es war noch nie so günstig wie heute Kapital aufzunehmen“

Eine halbe Million lässt sich über das KFW- Programm finanzieren und bis zu 60 Prozent des Kaufpreises über Bankkredite, Bürgschaftsbanken und mittelständige Beteiligungsgesellschaften. Stephan Grund empfiehlt Jungunternehmern außerdem unbedingt 30 % des Kaufpreises über ein Verkäuferdarlehen zu finanzieren:

„Ich würde so einen Deal nie ohne Verkäuferdarlehen machen. Ich will schließlich, dass der Verkäufer auch langfristig daran interessiert ist, dass das Unternehmen gut läuft und keine Leichen im Keller liegen“.

Die Suche nach dem passenden Unternehmen war für Stephan Grund ein Vollzeitjob: „Man muss schließlich das richtige für sich finden“.  Über M&A Berater und Plattformen wie nexxt-change.org und dub.de nahm Stephan Grund Kontakt mit 100 Unternehmen auf. Im Laufe mehrerer Monate habe er die Auswahl immer weiter eingegrenzt: Mit 60 Unternehmen hat er telefonisch gesprochen, 25 im Betrieb besucht und ist letztlich mit drei Unternehmen in die Due-Diligence Phase eingetreten. Meist bewerben sich mehrere Käufer um die Akquise und es kann jederzeit passieren, dass man aus dem Prozess rausfliegt. „Manche Verkäufer sind primär monetär interessiert, aber für viele Verkäufer ist es deren Baby“: Es ist ihnen wichtig die Firma in die richtigen Hände zu geben. 

Im Endeffekt dauerte der Prozess von der Suche bis zum Vertragsabschluss 9 Monate:  Es braucht Zeit, dass richtige Unternehmen auszuwählen und die vertraglichen Details auszuarbeiten. 

Stephan Grund empfiehlt Jungunternehmern sich im Vorfeld über die eigenen Auswahlkriterien klarzuwerden. Für ihn selbst musste der Standort des Unternehmens, die Profitabilität und der Kaufpreis stimmen. OKM Detectors war zum Zeitpunkt der Übernahme bereits Weltmarktführer und machte 3 Millionen Euro Umsatz. Ausschlaggebend war für Stephan Grund aber nicht nur die Profitabilität:  Er wollte ein Unternehmen kaufen, dass seine Produkte selbst erzeugt und in dem er durch die Übernahme Mehrwert schaffen konnte: 

„Ich wollte keinen reinen Händler kaufen. Das war mir nicht spannend genug:  Ich wollte was Inspirierendes. Ich wollte was entwickeln. Ich wollte eine Industrie formen“ 

Die Übernahme eines bereits bestehenden Unternehmens bringt andere Herausforderung mit sich als eine Neugründung: Man steigt in eine bereits bestehende Unternehmenskultur ein und muss sich das Vertrauen seiner Mitarbeiter erst erarbeiten. Es gilt das gut funktionierende zu wahren und trotzdem an den nötigen Stellen Verbesserungen einzuführen: Ein Balanceakt der Sensibilität, Geduld und Durchsetzungskraft erfordert. Stephan Grund scheint diese Qualitäten mitzubringen: 

Im ersten Schritt ist Stephan Grund auf die Mitarbeiter zugegangen, hat Fragen gestellt und vor allem zugehört: „Schließlich habe ich das Unternehmen gekauft, weil es bereits gut läuft“. Dann begann er nach und nach seine persönliche Note einzubringen. Er investierte in eine neue Kaffeemaschine und nahm sich Zeit jeden Mitarbeiter am Anfang des Tages zu begrüßen: Kleine Gesten, die den Mitarbeitern zeigten, dass ihrem neuen Chef nicht nur an Gewinnoptimierung, sondern auch am Arbeitsklima gelegen sei. Außerdem ist der technische Gründer Andreas Krauss noch immer Teil des Teams, um einen möglichst reibungslosen Übergang auf die neue Geschäftsführung zu ermöglichen.  

Im nächsten Schritt begann Stephan Grund seine Erfahrungen aus der Startup-Welt auf das mittelständische Unternehmen zu übertragen: Die Website aus den 90ern bekam ein neues Gesicht und der Vertrieb wurde systematisiert.  Außerdem erhöhte Stephan Grund den Anspruch an seine Mitarbeiter und kommunizierte seine Erwartungen auch klar: „Der Anspruch blieb bei 9 to 5, aber in diesen 8 Stunden erwarte ich auch volle Konzentration.“  Nicht alle seien längerfristig mit dem höheren Anspruchsniveau klargekommen, aber er habe sein Bestes getan, um möglichst alle auf die Reise mitzunehmen.  Schließlich ist die Expertise der seit Jahren im Unternehmen arbeitenden Mitarbeiter ein wichtiger Erfolgsfaktor. „Wir haben Leute, die leben für das Unternehmen und machen ihren Job seit Jahrzehnten.“ 

Im Fall OKM und Stephan Grund scheint die Symbiose Jungunternehmer und mittelständiges Unternehmen geglückt zu sein. Das Unternehmen profitiert vom frischen Wind, den der junge Geschäftsführer einbringt und Stephan Grund kann ruhig schlafen, da OKM im Gegensatz zu vielen Startups bereits profitabel ist. 

Ist eine Unternehmensübernahme eine gute Alternative zur Unternehmensgründung? Stephan Grund beantwortet diese Frage mit einem klaren „Ja“. Auch wenn er Kredite aufnehmen musste und sein gesamtes Eigenkapital in die Firma gesteckt hat, bereut er die Entscheidung nicht: 

Ich war mir sicher, dass es das richtige Investment für die Zukunft ist“.

Allein dieses Jahr stehen in Deutschland 30 000 Firmen zur Übernahme bereit. Im Zeitraum 2018-2020 suchten 150 000 Firmen mit insgesamt 2,8 Millionen Mitarbeitern einen Nachfolger.  

Stephan Grund scheint mit der neuen Aufgabe regelrecht aufgeblüht zu sein: 

„Ich würde es immer wieder machen.“

Wenn ihr tiefer hinter die Kulissen einer Unternehmensakquise blicken möchtet oder wissen wollt, warum Stephan Grund zuallererst in neues Klopapier investiert hat, dann hört rein in unseren Podcast…

 

STEPHAN GRUND:

- LinkedIn: https://linkedin.com/in/stephangrund/

- OKM Detectors: https://okmdetectors.com/de/

 

SPONSOR: CARL Finance

Willst du dich zu Firmen erkundigen, die du potentiell übernehmen kannst? Dann hilft dir die CARL Connect Plattform (https://connect.carlfinance.de/register), Zugang zu spannenden Unternehmen im Mittelstand zu erhalten. CARL steht für passgenaue Projekte, zielorientierten Austausch und erfolgreiche Investitionen.

 

0:00 Intro & Vorstellung

3:05 Warum eine Firma übernehmen anstatt ein Startup zu gründen?

4:23 Was macht eigentlich OKM Detectors? War daran attraktiv für eine Übernahme?

6:47 Der Prozess von Erstkontakt bis Übernahme einer Firma

8:05 Wie sehr musstest du dich ins Thema bzw. die Technik hineinfinden?

9:13 Welche Erwartung hat der Verkäufer eines Mittelständlers an dich als Nachfolger?

11:12 Wer kann sich die Übernahme eines Mittelständlers überhaupt leisten und was kostest das?

16:54 Wie gehst du damit um, dass du mehrere Millionen im Risiko bist?

20:38 Was war deine Herangehensweise, was dachtest du, was du besser machen kannst?

23:16 Wie reagieren Mitarbeiter auf eine solche Übernahme?

29:40 Zwischenstand nach zwei Jahren Übernahme von OKM Detectors

32:12 Welche Erfahrung muss ich mitbringen, um eine Übernahme wirklich in Betracht ziehen zu können?

34:46 Wie finde ich denn nun die richtige Firma?

38:23 Welche Faktoren machen eine Firma zur Übernahme attraktiv?

42:14 Wie strukturiere ich die Finanzierung der Unternehmensübernahme?

45:53 Wie sah dein erster Tag bei OKM Detectors aus?

48:05 Unterschiede zum Startup: Die Firma läuft im Normalfall bereits hochprofitabel

49:34 Wie lange ist der Finanzierungszeitraum für eine millionenschwere Transaktion?

51:47 Outro & Verabschiedung

 


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