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Oct. 13, 2021

Ijad Madisch, ResearchGate | Gründerstories

Ijad Madisch, ResearchGate | Gründerstories

Über den Aufbau von Communities, Netzwerkeffekte und über Matt Cohler, Peter Thiel und Bill Gates

Der Unternehmensgründer, Virologe und ResearchGate CEO Ijad Madisch über seine Vision, den Spagat zwischen Geduld und Ungeduld und warum er bald Mathematik studieren will

ResearchGate, ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Berlin, wurde 2008 von Ijad Madisch, Sören Hofmayer und Horst Fickenscher gegründet. Das aus einem Virologen, einem Arzt und einem Informatiker bestehende Team wollte eine Plattform schaffen auf der sich Forscher weltweit in Echtzeit miteinander verbinden können. 

Inzwischen wird ResearchGate.net von über 20 Millionen Usern genutzt, um wissenschaftliche Arbeiten auszutauschen und hat Investoren wie Peter Thiel, Bill Gates und Matt Cohler für sich gewonnen. 

Aber für CEO Ijad Madisch war und bleibt ResearchGate vor allem ein Herzensprojekt: 

Ich möchte alle Forschungsdisziplinen der Welt miteinander verbinden. Mein Traum war immer Wissenschaft schneller und effizienter zu machen und so schnellere Durchbrüche zu ermöglichen.“ 

Das Unternehmen ist rasant gewachsen:  Während in den ersten fünf Jahren insgesamt 2,5 Millionen Veröffentlichungen und Datensätze hochgeladen wurden, erreicht die Plattform heute dieselbe Anzahl in zwei Wochen. 

 Aber die Arbeit ist laut Madisch noch lange nicht getan. Im Gegenteil: 

Wir haben schon viel erreicht in den letzten zehn Jahren, aber eigentlich geht die Party jetzt erst los:“ 

Ijad Madisch interessiert Geld nicht.  Was ihn antreibt ist eine Vision. Er will nichts Geringeres, als „die Wissenschaft im Kern komplett verändern und revolutionieren“.  Dies sei auch der Grund, warum er das erfolgreiche Unternehmen bis heute nicht verkauft, hat: 

„Wir haben so viele Daten, dass der nächste Schritt der spannendste von allen ist: Was passiert mit den ganzen Informationen? Wie bekomme ich einen guten Überblick?“  so der Unternehmensgründer. Er möchte zukünftig sichtbarer machen, woran die Forschung gerade arbeitet und so Wissenschaftlern ermöglichen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. 

Er selbst sieht die Zukunft in einer Kombination aus Menschen und Maschine: So könnten Maschinen beispielsweise dem menschlichen Forscher helfen die richtigen Fragen zu stellen, Schlussfolgerungen zu treffen und Teilantworten in einem existierenden Datensatz zu finden.

Von diesem größeren Überblick würde laut Madisch im Endeffekt die ganze Menschheit profitieren.  

„Damals wollte ich den Nobelpreis gewinnen. Inzwischen will ich das einer meiner Plattformuser den Nobelpreis gewinnt“

Dieses Ethos der Solidarität scheint sich auch durch das Unternehmen selbst zu ziehen: Alle drei Gründer sind nach wie vor im Unternehmen beschäftigt und immer noch miteinander befreundet: Eine Seltenheit in der Startup-Welt. 

„Natürlich gabs auch Reibungen“, so Madisch, aber im Endeffekt sei die Fokussierung auf die gemeinsame Mission ein wichtiger Erfolgsfaktor gewesen. 

So entschied sich das Unternehmen beispielsweise dafür, eine Universitätsmailadresse zur Voraussetzung eines Nutzerkontos machte. Dies war zwar mit einem größeren Aufwand verbunden und verringerte anfangs die Anzahl der Neuanmeldungen, stellte sich aber als gute Strategie heraus um den Kern der Forschercommunity zu schützen. 

Der CEO erklärt das wie folgt: 

Communities bauen sich exponentiell auf. Während die lineare Kurve am Anfang schneller wächst, bleibt die exponentielle am Anfang unten.  Er rät Jungunternehmern daher  vor allem in der Anfangsphase einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht alles dem schnellen Wachstum zu opfern. 

Da alle drei ResearchGate-Gründer aus der Forschung kamen, brachten sie ein Verständnis für Forschungsbranche mit, dass Ihnen ermöglichte in einem Fall wie diesem weitgehend der eigenen Intuition zu vertrauen: „Intuition gibt dir das WAS. User-Research das WIE.“  

Es kommt auf die richtigen Metriken an: „Wir haben gemessen wie viele Leute Veröffentlichungen hochladen und entsprechend optimiert“. So stellte sich zum Beispiel heraus, dass Nutzer mit Eigenveröffentlichungen auch ein höheres Engagement zeigten.  Madisch erklärt das so: „Wenn wir wissen, was du veröffentlicht hast und woran du gearbeitet hast, können wir dir bessere Sachen vorschlagen“. 


Für Madisch stimmt der oft zitierte Satz „Come for the tool, stay for the network“, zumindest was ResearchGate angeht, nicht. Im Gegenteil: „Wenn man eine Community aufbauen will, darf man nicht so sehr über Tooling nachdenken.“ ResearchGate ist mehr als ein Tool: Das Unternehmen möchte Verhaltensweisen neu definieren.   

Der Erfolg gibt diesem Ansatz Recht: ResearchGate wird täglich von Millionen von Forschern genutzt, hat hochkarätige Investoren angezogen und ist eines der erfolgreichsten neu gegründeten Unternehmen aus Deutschland. 

Natürlich sei das nicht ohne Wachstumsschmerzen passiert, gibt Madisch leichthin zu. Das Gründungsteam habe schließlich sehr schnell mit den neuen Herausforderungen mitwachsen müssen. 

Aber der CEO, der seinen eigenen Ansatz als ein „schizophrenes Hin- und Herspringen zwischen Geduld und Ungeduld“ bezeichnet, scheint Herausforderungen zu lieben: Er trifft nach wie vor seinen ehemaligen Lateinprofessor, um sich im Übersetzen alter Schriften zu üben und möchte demnächst anfangen Mathematik zu studieren: „Das Gehirn muss schließlich elastisch bleiben“. 

Und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, tut sich das Unternehmen nach wie vor schwer die richtigen Mitarbeiter zu finden. Auch wenn sich das langsam ändert, ist Copycat-Denke gerade in Deutschland noch gang und gäbe. Investoren und Unternehmen setzen, anders als in Amerika, vor allem auf bereits existierende Ansätze statt auf Innovation.

Hier unterscheidet sich ResearchGate grundlegend von vielen deutschen Unternehmen: 

„Wir wollen an der Speerspitze sein. Das geht nicht, wenn man nach hinten guckt.“

 

IJAD MADISCH:

- Ijads LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/ijad-madisch-4428229/

- ResearchGate: https://www.researchgate.net/

 

BUCHEMFEHLUNGEN:

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PODCASTS MIT IJAD:

Digital Kompakt: https://www.digitalkompakt.de/analysen/ijad-madisch-researchgate-interview/

 

DU GRÜNDEST EIN STARTUP?

Falls du bei deiner Startup Gründung Hilfe brauchst, meld dich gerne. Fabian, der Host dieses Podcasts, arbeitet mit diversen Startups die zwischen Pre-Seed und Series A stecken zusammen und vielleicht kann er dir ja auch helfen: https://jungunternehmerpodcast.com/startup-advisory

 

Inhalt: 

0:00 Intro & Vorstellung

3:00 Peter Thiel, meinte mal es muss mehr ResearchGates in Deutschland geben. Was meint er damit?

5:50 Was ist der nächste Schritt für ResearchGate, nachdem ihr die zentrale Austauschplattform für Wissenschaftler geworden seid?

8:47 Mit welchem Anspruch und welcher Vision bist du ResearchGate angetreten?

12:09 Kurzvorstellung: Matt Cohler

13:29 Community: Welche Faktoren sind für den Erfolg einer Community verantwortlich? 

19:16 Ist Instagram ein Beispiel für "Come for the tool, stay for the network"?

21:59 Virales Wachstum: Wann und wie habt ihr virales Wachstum erlebt? 

26:55 Netzwerkeffekte in einer Community

29:58 Exponentielles Wachstum braucht unfassbar viel Geduld

31:10 Was passiert, wenn du für virales Wachstum nicht bereit bist? Anhand des Beispiels von Clubhouse

33:00 Die Mischung aus Intuition und User-Feedback: Die Entwicklung des Produkt-MVPs

34:56 Wie habt ihr in der Produktentwicklung priorisiert?

38:25 Woher kommt das Vertrauen in die eigene Intuition? Wie geht man damit um, wenn Ergebnisse länger brauchen als erwartet?

41:45 Wie hast du Top-Investoren wie Matt Cohler, Peter Thiel und Bill Gates von deiner Vision überzeugt?

46:28 Gründungen aus Deutschland werden oft als Copycat und BWL-Gründungen abgestempelt. Wie sieht das in den USA aus?

49:20 Warum investieren Investoren denn vor allem in Copycats? Der natürliche Lauf eines Startup Ökosystems?

51:06 Wo ist der feine Grad zwischen Copycat und Innovation?

52:03 Copycats waren zu Beginn des deutschen Ökosystems vom Risk-Return Verhältnis eine smarte Entscheidung

54:40 Recruiting im Falle von ResearchGate: Findet ihr genug Talente in Deutschland?

1:00:05 Team: Gründen mit Freunden - eine gute Entscheidung? Wie hat sich das Gründerteam über die Jahre entwickelt?

1:05:15 Wie bist du als Gründer persönlich mit der Firma mitgewachsen?

1:10:15 Outro & Verabschiedung

 


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