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June 17, 2022

Muss ich mir als Gründer aktuell Sorgen machen? – Filip Dames, Cherry Ventures

Muss ich mir als Gründer aktuell Sorgen machen? – Filip Dames, Cherry Ventures

Welche Herausforderungen hat es 2008 für Gründer gegeben – im Vergleich zu heute?
Werden erneut wieder so viele Unternehmen scheitern wie 2008 in der Finanzkrise damals?
Und was kann ich als Gründer tun, damit ich als Sieger aus der Krise hervorgehe?
Muss ich mir als Gründer in der aktuellen Marktsituation Sorgen machen?
Wer ist aktuell besonders betroffen?
Wie verändern sich die Bedingungen von Finanzierungsrunden?

Gibt es finanzielle Risiken für neue Startups? Und wie unterscheidet sich die aktuelle Marktsituation zum Zalando-Start von 2008? Erfahre, was Cherry Ventures im eigenen Portfolio beobachtet!

Die Kapitel:
1:10 Haben wir eine Krise?
1:57 Vergleich zu 2008
5:17 Wie sind die aktuellen Finanzierungsrunden & Liquidation Preference zu bewerten?
9:50 Missverständnisse und Entwicklung im Investment
11:31 Rückblick Zalando-Start
15:41 Wie funktioniert under-price-attention damals/heute?
17:49 Budget-Einbußen und Budget-Strukturveränderungen in der Krise
19:04 Welche Veränderungen beobachtet Cherry Ventures?
24:01 Muss ich mir in der Seed-Phase Gedanken machen?
25:33 Welche KPIs brauche ich und wie hoch ist das Risiko von Down Rounds bei unattraktiver Bewertung?
29:59 Ist das Thema M&A weiter wichtig?
34:04 Welche Rolle spielt Profitabilität in der frühen Phase?
36:31 Wie ist das Verhältnis von Wachstum zu Preis?
37:31 Gibt es noch andere relevante Beobachtungen auf dem Markt?
39:24 Wie entwickeln sich die Finanzierungsrunden - wird es mehr Bridges geben?
40:46 Hattet ihr schon Firmen bei euch, die nicht überlebt haben und welche Learnings können helfen?

FILIP DAMES
LinkedIn: www.linkedin.com/in/filipdames/
Cherry Ventures: www.cherry.vc

Cherry Ventures VC Filip Dames über die derzeitige Krise, Wachstum und Substanz

Nachdem die Start-up-Szene in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt hat, haben Entlassungswellen bei Firmen wie Getir, Klarna und Kontist für einige Ernüchterung gesorgt. Auch haben Inflation und sinkende Aktienkurse bei Tech-Giganten wie Facebook der Euphorie einen deutlichen Dämpfer gegeben. Müssen Start-up-Gründer sich auf harte Zeiten gefasst machen? 

„Wir erleben gerade definitiv eine extreme Veränderung im Markt. Das kann man jetzt Krise nennen, muss es aber nicht“, meint Filip Danes, der nach einer Karriere bei Zalando 2013 den VC Fund Cherry Ventures mitgegründet hat.  Er würde die derzeitige Situation nicht als ausgewachsene Finanzkrise, sondern eher als Zäsur bezeichnen: 

„Fest steht, dass unter anderem eine Inflation sowie Makrothemen wie Ukraine und Logistik auf uns zugerauscht sind. Dies wirkt sich auch auf die privaten Märkte aus und beeinflusst Finanzierungsrunden. Die Firmen müssen sich nun darauf einstellen, dass es schwieriger wird, am Markt Geld einzusammeln und sich entsprechend anpassen.“ 

Denn seiner Meinung nach ist die Zeit, in der „Geld aus der Steckdose kommt“ eindeutig vorbei: 

„Gute Firmen werden auch weiterhin Geld finden und Investoren werden weiter investieren. Ich habe erst letzte Woche zwei gute Series A Runden geclosed. Was es allerdings nicht mehr geben wird ist, dass jeder raist. Denn man sieht, dass viele Fonds, die in den letzten Jahren wahnsinnig aktiv waren, gar nichts mehr machen oder teilweise in Runden, wo sie bereits investiert haben, nicht mehr mitmachen. Das hat einen entsprechenden Effekt auf Angebot und Nachfrage.“ 

Die Tatsache, dass es von nun an schwieriger werden wird, große Summen an Geld zu raisen, hält er selbst nicht unbedingt für eine negative Entwicklung:  

„Das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Es wird sich von jetzt an eher herauskristallisieren, wer wirklich Substanz aufbaut und wer nicht. Natürlich werden viele Firmen pleitegehen, aber die guten Firmen werden die derzeitigen Marktbedingungen gut überstehen.“ 

Während jeder Gründer gut daran tut, die momentane Marktsituation genau im Auge zu behalten und entsprechend zu planen, sind seiner Meinung nach Start-ups in späteren Phasen stärker betroffen als Frühphasen-Start-ups: 

„Seed ist momentan am wenigsten getroffen. Je weiter man sich in der Growth Phase befindet und, desto ähnlicher man einer Public Company wird, desto mehr haben sich die Bewertungen reduziert.“

Eine Veränderung, die sich nicht nur auf die Größe der Runden, sondern auch auf die Termsheets auswirken wird.  So geht Filip Dames davon aus, dass mehr Investoren auf eine Participating Liquidation Preference oder eine mehrfache Liquidation Preference bestehen werden: 

„Der Supply an Kapital geht zurück. Bei gleicher Nachfrage bedeutet das, dass ich als Investor Terms durchsetzen kann, die ich vielleicht vorher am Markt nicht gesehen habe.“ 

Trotzdem ist er überzeugt, dass die derzeitige Marktlage auch positive Seiten hat: 

„Gerade in Krisenzeiten gibt es oft mehr Gründungen, weil die Opportunitycosts geringer werden.  Krise bedeutet immer Schwierigkeiten, aber es kann unter Umständen auch heißen, dass es Möglichkeiten zur Weiterentwicklung gibt, die man vorher nicht hatte.“ 

Eine positive Seite der momentanen Marktentwicklung bildet der Umstand, dass Start-ups von nun an gezwungen sind, mit weniger Geld auszukommen und mehr Substanz aufzubauen: 

„Wachstum um jeden Preis war vielleicht eine Aussage, die man von einem Investor im letzten Jahr gehört hat. Allerdings muss man sich als Gründer fragen: Was ist denn der Preis?“ 

Überhaupt seien Gründer (und Investoren) nun gezwungen, sich die schwierigen Fragen zu stellen, die vorher allzu leicht unter den Tisch gefallen sind: 

„Wie kann ich ineffizientes Wachstum abschrauben und mich stattdessen auf profitables Wachstum konzentrieren?“, ist eine Frage, mit der sich Start-up-Gründer dringend auseinandersetzen sollten. „Es geht nicht mehr nur darum, dass die Userzahlen schnell wachsen, sondern dass man dabei auch irgendwie Geld verdient“, erklärt Filip Dames. Denn unabhängig davon, in welchem Zustand sich der Markt befindet, rät er jeden Start-up-Gründer, dafür zu sorgen, dass das eigene Unternehmen mindestens zwei Jahre Runway hat. Während dieses Ziel früher mit großen Runden erreicht werden konnte, müssen Start-ups nun stärker als zuvor an Effizienz und Profitabilität denken: 

 „Man muss  einen sehr kritischen Blick auf die eigene Organisation entwickeln und sich fragen, ob man wirklich effizient arbeitet. Niemand will Kündingungswellen, aber auf der anderen Seite muss man als Gründer auch haushalten können.“

Trotz der derzeitigen herrschenden Nervosität ermutigt er andere Jungunternehmer, mit dem zu arbeiten, was da ist und sich von der derzeitigen Situation nicht lähmen zu lassen:  

„Wenn du dich 2008 hingestellt und abgewartet hättest, hättest du wahrscheinlich den Zeitpunkt verpasst, um wieder Gas zu geben.“

Denn wenn er eins aus der Finanzkrise 2008 gelernt hat, dann dass jede Krise auch Chancen bietet. So rechnet Filip Dames zum Beispiel damit, dass wir in den nächsten Monaten viele Mergers & Acquisitions sehen werden: 

„Es ist momentan attraktiv, Tech-Firmen zu kaufen. Die Corporate Development Bereiche sind momentan sehr aktiv. Wir werden weiterhin M&As sehen. Was wir allerdings nicht mehr sehen werden, sind Blockbuster M&As“, prognostiziert der Investor. 

Neugierig geworden? 

Wenn ihr mehr über die derzeitige Marktentwicklung und deren Effekt auf die Start-up-Szene erfahren wollt, dann hört rein in den Podcast…