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March 26, 2022

Fundraising, Investor Relations & Recruiting: Wie gehe ich damit um, wenn Dinge mal nicht so laufen wie geplant? | Elias Groll, Codesphere

Fundraising, Investor Relations & Recruiting: Wie gehe ich damit um, wenn Dinge mal nicht so laufen wie geplant? | Elias Groll, Codesphere

Mit 18 Angestellter bei Google, heute Unternehmer und Gründer von Codesphere: Das ist Elias Groll.

Elias erzählt mir, was man bei der Entwicklung eines eigenen Produktes beachten muss, welche Stolperfallen es zu vermeiden gilt und wie man eigentlich merkt, dass die Zielgruppe anspringt. (Stichwort: Product-Led-Growth)

Auch zum Thema Fundraising haben wir uns unterhalten: Wie überzeugt man Investoren von sich als Team und davon, dass man ein besseres Produkt entwickeln kann, als andere Teams am Markt? Wie geht man damit um, wenn Investoren plötzlich anders handeln als gedacht?

ELIAS GROLL:
Elias auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/elias-dev/
Codesphere: https://codesphere.com/ 

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2-3x wöchentlich bekommst du eine persönliche Sprachnotiz oder Inhalte von mir, die dich zu einem besseren Gründer machen, probier es aus:
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Kapitel:
02:40 Finanzen & Eckdaten: Was sollte man über Codesphere wissen?
04:40 Wie sah der Produktentwicklungsprozess aus?
08:08 Wann wusstet ihr, dass die User wollen, was ihr vorstellt?
09:38 Wie entwickelt & priorisiert ihr nach dem 1. Prototyp weiter?
11:25 Wie habt ihr entschieden, was die Produktversion beinhaltet, die live geht?
13:40 Wie bekommt man heraus, ob eine Idee gebraucht wird?
15:20 Wie testet man nicht so offensichtliche Features auf Relevanz?
18:36 Wie würdet ihr eure Funding-Historie beschreiben?
20:30 Warum Fundraising?
21:30 Du sagst, man muss selbst raisen – was hat sich durch diese Einstellung verändert?
22:46 Was ist bei Investoren wichtig & was empfiehlst du für die VC-Suche?
26:30 Erfahrungen mit Founds & VCs
28:00 Einfluss von Kaufbewertungen & Tipps aus eigener Erfahrung
31:16 Wie füllst du die Pipeline mit potenziellen Mitarbeitern?
36:00 Wie viele Anteile haben eure Mitarbeiter? Stichwort: Mitarbeiterbeteiligungsprogramme / VSOP / ESOP
37:00 Hast du keine Angst, dass bessere Angebote deine Mitarbeiter weglocken?

Der Programmierer Elias Groll über Fundraising, den Mom-Test und sein Start-up Codesphere

Codesphere-Gründer Elias Groll war erst zehn Jahre alt, als er mit dem Programmieren angefangen hat. Obwohl sich das junge Programmiertalent schon mit achtzehn einen Job als Software-Engineer bei Google sichern konnte, entschied er sich wenig später, die begehrte Position aufzugeben und stattdessen sein eigenes Unternehmen zu gründen. Als Anstoß zur Gründung von Codesphere, diente dem jungen Software-Entwickler ein eigenes Problem. Denn aufgrund der schlechten Infrastruktur verschiedener Coding-Plattformen war das Programmieren zeitaufwendiger und teurer als es eigentlich sein müsste: 

„Eigentlich hat man keine Idee, sondern selbst ein Problem, das einen nervt. Und mein Problem ist…entwickeln. Damit meine ich nicht das Entwickeln selbst. Ich liebe entwickeln. Aber der viele Scheiß, den man machen muss, um was live zu bekommen hat mich so genervt, dass ich das unbedingt bauen musste."

Und so kam es zur Gründung von Codesphere. Das sich gerade noch in der Entwicklung befindende Produkt ist eine cloudbasierte Plattform, die es Software-Entwicklern ermöglicht, schneller und produktiver an gemeinsamen Projekten zu arbeiten und diese zu skalieren.  Die Hauptzielgruppe von Codesphere sind andere Start-ups. Denn Dank der Kombination eines Code-Editors, Git-Ops und Cloudservices können Ideen schneller und günstiger getestet werden: 

„Man sollte mit möglichst vielen Leuten sprechen und dabei herausfinden, wer das größte Problem in dem Bereich, der dich interessiert, hat. Bei uns waren es eben Start-ups, die das Problem haben, dass sie keine [Entwickler] kriegen [oder sich deren hohe Gehälter nicht leisten können].”

Elias Groll rät anderen Gründern, sich nicht auf die eigene Idee, sondern das zu lösende Problem zu konzentrieren:  

„Das wichtigste ist erst mal, dass man seine Idee komplett aus dem Fenster wirft und vergisst“, stellt der Gründer klar: „Es hilft einem nämlich überhaupt nichts, wenn man denkt, man weiß, was man baut. Man sollte sich stattdessen vor allem auf das Problem fokussieren.“ Aus diesem Grund haben er und sein Team am Anfang viel Marktrecherche betrieben und sich auch in der Entwicklungsphase immer wieder Nutzer-Feedback eingeholt: 

„Du solltest viele Interviews führen, bevor du überhaupt etwas baust. Teste außerdem, ob die User das, was du bauen willst, mögen, bevor du überhaupt anfängst, das zu bauen.“  

Auch hier ist es allerdings wichtig, die richtigen Fragen zu stellen. So sollte man auf keinen Fall fragen, ob der Kunde etwas braucht: „Beim iPhone hat es auch keiner gebraucht, dass es am Ende einen Touchscreen hatte, aber am Ende fand es jeder geil“, reflektiert Elias Groll. Stattdessen sollte man fragen, welches Problem gelöst werden muss. 

Tatsächlich scheint Codesphere mit seiner effizienten und einfachen Plattform ein weit verbreitetes Problem zu lösen:  Denn obwohl das Produkt noch nicht fertig ist, hat die Plattform bereits über 28 000 Nutzer in 170 Ländern überzeugt: „Die Entwickler lieben es, aber [die Plattform] wird aktuell bloß für Hobbyprojekte genutzt“, erklärt der Jungunternehmer zum aktuellen Stand der Software. Obwohl es noch kein Product-Marketfit gibt, hat Start-up bereits die Aufmerksamkeit von hochkarätigen Investoren auf sich gezogen: So konnte Codesphere Anfang 2020 4,5 Millionen Euro Seed-Funding raisen.  

Trotz dieses beachtlichen Erfolgs wäre Codesphere in der Anfangsphase beinahe pleite gegangen: 

„Uns ging das Geld aus und wir mussten schnell raisen. Man muss [als Gründer] das Fundraising selbst machen. Egal, wie jung und unbekannt man ist.  Das haben wir viel zu spät gemerkt und mussten aus diesem Grund Notfall-raisen“,

erinnert sich Elias. Gleichzeitig rät er anderen Gründern, nicht mehr zu raisen, als man wirklich braucht: 

„Man sollte keinesfalls warten, bis einem das Geld ausgegangen ist, weil das stressig wird. Es ist aber auch wichtig, dass du nicht zu viel raist. Denn wenn die Firma zu viel Geld hat und du es gar nicht schaffst, die Firma zu strukturieren und in die richtige Richtung zu steuern, kann das sehr gefährlich werden.“ 

Überhaupt sollte man, was das Thema Fundraising angeht, strategisch vorgehen und sich zu fragen, wie viel Geld man wirklich braucht. Dies betrifft nicht nur die Investitionssumme, sondern auch die Wahl der Investoren: 

„Wir haben den Fehler gemacht, dass wir in einer viel zu frühen Phase mit großen internationalen VCs gesprochen haben, weil diese uns angeschrieben haben. Das hat uns im Endeffekt nur Zeit gekostet. Es braucht auch den Realismus, um einzusehen, dass man nicht Facebook ist und Investoren braucht, die bereit sind, um das Thema hands-on mit einem durchzugehen. Jemand, der einen in guten und schlechten Zeiten unterstützen kann.“ 

Denn im Idealfall sind Investoren nicht nur da, um das nötige Kapital für das Wachstum der Firma zur Verfügung zu stellen, sondern auch, um dem Gründungsteam bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. So haben ihm seine Investoren auch beim Thema Hiring mit Empfehlungen unter die Arme gegriffen. Denn gerade im jetzigen War for Talent, wird es nicht nur zunehmend schwieriger, gute Talente zu finden, sondern diese auch von sich zu überzeugen. Das Geheimrezept von Elias Grolls Hiring-Strategie liegt in einer ehrlichen und direkten Kommunikation: 

„Du musst als Gründer die Leute selbst anschreiben. Du musst außerdem nicht so tun, als wärst du riesengroß. Sag ganz ehrlich, was du bauen willst und warum du diese Person gerne dabei hättest. So kriegst du auch gute Leute.“

Ein Ansatz, der aufzugehen scheint: Denn selbst der ehemalige Chef von Elias Groll ist inzwischen bei Codesphere im über dreißig Mitarbeiter zählenden Start-up angestellt. Und zwar, obwohl das Unternehmen neuen Mitarbeitern keine Unternehmensanteile gibt und auch, was die Gehälter angeht, nicht mit Großkonzernen mithalten kann: 

„Wir zahlen gut, aber wir sind nicht Apple oder Google. Die Leute kommen zu uns, weil sie an das Produkt, an uns Gründer und an sich selbst glauben.“ 

Neugierig geworden? 

Wenn ihr erfahren wollt, warum Elias Groll auf das Buch “The Mom Test” schwört, in seiner Marktrecherche Emotional-Tracking-Tools nutzt und mitunter gerne mit extraschlecht gemachten Präsentationen arbeitet, dann hört rein in den Podcast…