Die Rolle von KI beim Unternehmensbau | Fund-Aufbau-Strategie 2015 vs. now | die Zukunft von Startups | Resilienz - David Rosskamp, Magnetic
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rnehmen tun müssen, um langfristig verteidigungsfähig zu bleiben – von Netzwerkeffekten bis hin zu einzigartigen Datensätzen
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Warum schnelle Produktentwicklung allein nicht ausreicht, um ein Unternehmen nachhaltig aufzubauen
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Von Unicorns und Downrounds:
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Warum viele Unicorns heute weniger wert sind als noch vor ein paar Jahren
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Wie Gründer und Investoren mit schwierigen Marktbedingungen umgehen können
ALLES ZU UNICORN BAKERY:
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Kapitel:
(00:00:00) Unternehmensaufbau 2025: Was hat sich verändert?
(00:06:47) Wie beeinflusst KI bestehende Unternehmen?
(00:12:57) Gibt es den klassischen USP noch oder ist alles kopierbar geworden?
(00:17:50) Trends & Downrounds: Der Bewertungsdruck für (zukünftige und ehemalige) Unicorns
(00:29:04) Invests in 2020/21: Die Balance zwischen "wie viel ist richtig" und "ich nehme, soviel ich kriegen kann"
(00:37:54) Wie fühlt es sich an, wenn das eigene Unternehmen in einer Downround landet?
(00:41:44) Warum hat sich Magnetic auf 9 Assets fokussiert?
(00:50:49) Davids Sicht auf den Aufbau eines Fonds 2015 vs. 2025
(00:57:09) Warum hat Personal Branding keinen Fokus?
Fabian Tausch:
[0:00] Muss ich jetzt eine KI-Firma bauen, um Geld von Investoren zu bekommen? Weil irgendwie lese ich nur noch künstliche Intelligenz.
David Rosskamp:
[0:07] Ich verstehe die Sorge von vielen Unternehmern, muss ich sagen, weil man den Nachbarn links und rechts sieht, der mit wenig Aufwand aber viel AI sehr viel Geld einsammelt. Meine Antwort wäre.
Fabian Tausch:
[0:15] Immer mehr Worte,
David Rosskamp:
[0:17] Hinter denen die Welt hinterherläuft. Und das ist jetzt halt ein relativ prägnantes, auch wichtiges. Das bedeutet nicht, dass nur AI-Firmen groß werden. Das ist eine totale Illusion.
Fabian Tausch:
[0:26] Wenn ich mich aktuell mit Gründern und Investoren treffe, geht es immer nur um dieses Thema. Muss ich eine AI-Company bauen? Wer investiert gerade eigentlich? Kriege ich noch Geld? Was ist eigentlich mit der aktuellen Marktlage? Was passiert da mit den USA? Und so weiter und so fort. David Roskamp ist einer der besten, aber wahrscheinlich unbekanntesten VCs und Investoren hier in Deutschland. Ich liebe es, wie ruhig er über Dinge nachdenkt, wie tief er über Dinge nachdenkt. Und deswegen habe ich ihn genau dazu eingeladen. Ich wollte kein, so ist der Markt gerade, Hype-Update machen, sondern ich wollte einen relativ nüchternen, ehrlichen Blick auf das, was für dich relevant ist, wenn du gerade eine Firma baust. Wie sehr soll ich mich von diesem ganzen Hype treiben lassen? Muss ich jetzt eine Firma mit künstlicher Intelligenz bauen? Kann ich noch andere Firmen bauen? Wer überlebt eigentlich? Was bedeutet das jetzt eigentlich, wenn ich eine Firma baue? Ich kann mir vorstellen, dass manche dieser Gründer vor den Nachrichten sitzen oder auch vor LinkedIn und sich denken so, wow, ich glaube, ich habe mir das falsche Business ausgesucht. Ich weiß gar nicht, ist es schlau, das gerade zu machen? Was würdest du diesen Gründern gerne mitgeben?
David Rosskamp:
[1:23] Auf Prinzipien zu vertrauen, und zwar Unternehmensbauprinzipien, Wertschaffungsprinzipien, die sich ja eigentlich nicht verändert haben. Buy things that people want and sell it at a profit. Nicht jedes Unternehmen ist in dieser Red Race, in der Feature and Function Red Race, die ich gerade beschrieben habe. Viele Unternehmen bauen in vielen, vielen anderen Feldern, wo AI bestimmt eine Rolle spielt, wo also schnellere Datenverarbeitung eine Rolle spielt, wo wir personalisiertere Sachen bekommen. Es ändert sich an den Prinzipien des Unternehmensbaus nichts. Ich muss sehr früh kommerziell strategisch denken. Ich muss Produkte bauen, die Wert schaffen, aber auch dabei bleiben. Das heißt, der Wert soll bestehen bleiben. Das sind alles irgendwie Inputfaktoren für erfolgreichen Unternehmensbau, die sich nicht verändert haben.
Fabian Tausch:
[2:02] David Rostkamp ist der Founding-Partner von Magnetic und investiert mit seinem Fonds in kritische Industrien und versucht, starke Gründer so früh wie möglich zu identifizieren und ihnen dabei zu helfen, mit ihren Thesen erfolgreich zu werden. Seinen ersten Fonds, mehrfach returned, das ist gar nicht mal so einfach und nicht der Standard, auch wenn es immer so scheint, hat über Jahre bewiesen, dass er wirklich das Zeug hat, auch wenn er selber selten drüber spricht. Es würde uns extrem freuen, wenn du den Podcast abonnierst und extrem weiterhelfen. Ich will aber gar nicht dich länger auf die Folter spannen. Mein Name ist Fabian Tausch und jetzt viel Spaß bei der Episode mit David Rosskamp. David, herzlich willkommen zurück bei Unicorn Bakery.
David Rosskamp:
[2:40] Ja, danke dir.
Fabian Tausch:
[2:42] Wichtige Frage zuerst, ich zuletzt auch echt häufig diskutiere, sowohl mit Gründern als auch Investoren. Wir sehen sehr viele Firmen, die jetzt innerhalb kürzester Zeit auf einige oder dutzende Millionen an Umsatz wachsen oder dann gerade in der Softwarebranche auf ARR, Annual Recurring Revenue. Und die Kernfrage, die sich gestellt wird, ist, wie verändert sich gerade eigentlich, wie man Firmen aufbaut? Was für Gedanken muss ich mir machen? Was verändert sich, wenn ich jetzt gerade dabei bin, eine Firma zu bauen? Die Antwort ist, glaube ich,
David Rosskamp:
[3:14] Es kommt darauf an, wie immer im Leben. Im Prinzip ändert sich nicht besonders viel zu vorher. Du hast ja die gleichen Inputfaktoren. Was natürlich neu ist, ist, dass wir AI haben als Horizontal, Technologie und manche Dinge an manchen Stellen viel schneller gehen als vorher. Ich bin da vergleichsweise entspannt, weil diese Wellen immer wieder aufgekommen sind in der Technologiegeschichte und selten sich die Grundfaktoren von Unternehmensbau und auch vor allem Unternehmenserhalt später verändert haben. In dem Sinne würde ich dir gerne eine direktere Antwort geben, kann ich aber nicht. Es kommt wirklich absolut darauf an. Ich glaube, was vielleicht ein bisschen anders ist zu unserer letzten Unterhaltung vor ein paar Jahren, ist, dass wir eine neue Horizontaltechnologie haben, die überall Einzug erhält, AI. Ich glaube, es ist sinnvoll für Unternehmen maximal offen damit umzugehen, sich dem nicht zu verschließen, weil den Luxus hat man nicht. Für Unternehmen, die AI im Kern betreiben, natürlich ist was völlig Neues entstanden. Wir sehen jetzt viele, nimm mal Lovable Cursor, Windsurf, andere, die sehr, sehr schnell auf sehr große Umsatzzahlen kommen. Dann bleibt immer die Frage, ist das indikativ für den Rest der Industrie oder hier ein Einzelfall? Ich glaube, die Jury ist out, wie der Amerikaner sagt. Wir müssen uns das in zwei, drei Jahren anschauen. Dann sehen wir auch, wie sich die ganze Sache weiterentwickelt hat, wie standhaft diese Umsätze sind.
David Rosskamp:
[4:38] Von welchen Metriken wir eigentlich ausgehen können. Ich glaube, das ist alles gerade noch in Bewegung. Wir haben keine klare Indikation wie in einer reinen AI-Welt, die zum Beispiel sich nicht mehr auf Software-Lizenzen fokussiert, sondern auf Ergebnisse oder Arbeit oder menschlichen Ersatz, wenn du so möchtest. Also quasi Full-Time Employee Replacement, wie wir das bepreisen, wie wir mit längeren Umsätzen umgehen, welche Metriken wir ansetzen, sehr, sehr schwer zu sagen. Deswegen ich würde das alles mit einer gewissen.
David Rosskamp:
[5:10] Grain of Salt, auch da wieder Amis hat immer die besten Ausdrücke dafür, anschauen und überlegen, okay, was ist mein konkretes Marktumfeld, was ist mein Produkt, was ist mein Unternehmen, was ist meine Technologie, inwiefern spielt Technologie hier eine Rolle und sich dann die Frage stellen, muss ich irgendwas anders tun. Und Offenheit zur Technologie war immer eine richtige Rezeptur. Daran ändert sich gar nichts. Man sollte sich nicht beirren lassen von Headline-Numbers, die irgendwo diskutiert werden, wie schnell Lovable auf seine Umsätze kommt. Das spielt überhaupt keine Rolle für viele andere. Und nochmal, wir müssten alle vier bis fünf Jahre vorspulen, um zu gucken, was wirklich davon bestehen geblieben ist. Also bin ich da ein bisschen entspannter vielleicht und würde sagen, verfallt dem Hype nicht zu sehr. Der spielt zwar eine Rolle, aber das haben auch alle erkannt. Also ist das auch wirklich nichts Neues. Das Playing Field ist relativ ausgeglichen. Alle wissen, was passiert, alle wissen, dass in vielerlei Hinsicht AI bei uns sehr viel verändert, aber auch, dass es nicht die magische Rezeptur für alles ist und dementsprechend ist irgendwie Waffengleichheit. Also es hat sich nicht wirklich viel getan.
Fabian Tausch:
[6:06] Muss ich jetzt eine KI-Firma bauen, um Geld von Investoren zu bekommen? Weil irgendwie lese ich nur noch Künstliche Intelligenz, AI und hier und da und alles andere wurde geparkt. Und wie nimmst du das gerade wahr, wenn du dir den gesamten Markt anguckst und dann kannst du sagen, wie du das persönlich für euch machst als Magnetic, aber auch wie du es bei anderen wahrnimmst?
David Rosskamp:
[6:28] Meine Antwort wäre nein. Du hast immer wieder Schlagworte, hinter denen die Welt hinterherläuft und das ist jetzt halt ein relativ prägnantes, auch wichtiges. Das bedeutet nicht, dass nur AI-Firmen groß werden, das ist eine totale Illusion. Es bedeutet auch nicht, zwanghaft diese Dinge irgendwo einzuweben. Nochmal, wir haben eine Horizontaltechnologie vor uns, die überall Einzug erhalten wird, in absolut jedem Industrie, Markt und Business-Umfeld, in dem wir uns oder die Menschen sich bewegen. Dementsprechend ist die Idee, besonders raffiniert zu sein, wenn ich jetzt AI in mein Produkt, zumindest an mein Produkt schreibe oder damit plakatiere, maximal unkreativ. Es wird sich spätestens in zwei Jahren auflösen.
Fabian Tausch:
[7:10] Also in dem Sinne,
David Rosskamp:
[7:12] Da es alle haben, macht schon Sinn, offen zu sein, auch da Sachen zu nutzen und zu umarmen, die sich entwickeln und die wichtig werden für uns. Jetzt alles umzudeklarieren, halte ich für absoluten Unsinn. Gleichzeitig sehen wir sehr, sehr viele AI-fokussierte Unternehmen oder spezialisierte Unternehmen, die sehr schnell sehr viel Geld ansammeln. Auch das ist normal. Du hast immer Überkapitalisierung von neuen Technologien zu Anfang. Es gibt reihenweise Literatur dazu, die diese Kurven relativ stark aufmalt. Das sind zum einen natürlich dann Erwartungshaltungen, die, wie sagt man, overinflated sind. Zum anderen ist es auch eine notwendige Sache in Märkten. Du hast immer viel Geld, Innovationskapital, was am Anfang sehr viel, auch sehr falsch finanziert, im Nachhinein stellt sich das dann raus und daraus wächst dann wieder was Neues und in der Phase sind wir gerade so ein bisschen. Also man muss es immer in den Kontext einordnen. Vieles von dem, was heute sehr viel Geld akquiriert, wird in sechs Jahren nicht mehr bestehen oder einfach kein Erfolg gewesen sein. Und solange man das vor Augen hat, weiß man auch, dass alles nicht so heiß ist, wie es gekocht wird, was übrigens generell für Technologie oder fürs Leben gilt. Also ich bin da auch da relativ entspannt.
David Rosskamp:
[8:18] Ich verstehe die Sorge von vielen Unternehmern, muss ich sagen, weil man den Nachbarn links und rechts sieht, der mit wenig Aufwand, aber viel AI sehr viel Geld einsammelt. Nochmal, wir müssten uns in zwei Jahren die Sache anschauen, dann wissen wir wirklich, was hängen bleibt. Und solange man offen, technologieoffen damit umgeht, versteht, welche strategische Implikationen das Ganze für seine Industrie hat, glaube ich, ist man gut aufgestellt, wenn man das dann in einen soliden Pitch umbaut. Und damit kann man auch Geld einsammeln. Der Markt ist insgesamt schwierig, wir werden bestimmt gleich nochmal darüber reden. Also du hast immer noch einen vergleichsweise abgekühlten Finanzierungsmarkt in allen Ebenen. Nur die AI-Dinge scheinen so ein bisschen auszubrechen gerade. Aber auch nochmal, das ist alles Teil des modernen Kapitalzykluses. Wir haben immer eine Überfinanzierung zu Beginn. Leute denken, dieses Mal ist alles anders, dieses Mal muss ganz groß finanziert werden, weil Faktor XYZ sich fundamental verändert hat, um hinterher zu verstehen, wahrscheinlich war es doch nicht so, ein bisschen was davon bleibt hängen, wir setzen die Basis oder das Fundament für wirklich neue Entwicklungen und dann geht es weiter und das wird dieses Mal hier nicht anders sein.
Fabian Tausch:
[9:25] Was bedeutet denn so eine fundamental neue Technologie, die eigentlich Einzug trotzdem in jegliche Art von Firma finden kann, weil egal ob ich ein E-Commerce Startup mache, wo ich mit KI-Themen trotzdem, ob das Personalisierung oder ob das in der Logistik bestimmt auch Sachen optimieren kann, genau wie in einem Software-Startup, wo ich glaube ich vieles neu denken kann. Was bedeutet so eine neue Technologie auch für bestehende Firmen, die seit Jahren Produkte bauen und ich glaube, da müssen wir unterscheiden zwischen hat schon eine gewisse Größe und baut seit zwei, drei Jahren kurz bevor diese ganze Technologie wirklich mit drin ist. Was bedeutet das für die Firmen? Produktbau viel schneller wird,
David Rosskamp:
[10:18] Der Rollout an Kunden sehr viel schneller wird, Kunden bedient werden können, die durch alte technologische Lösungen nicht bedient werden konnten. Das ist dann so klassische Disruption.
David Rosskamp:
[10:26] Das ist, glaube ich, ein reales Thema. Ich glaube, die Jury hier ist in den AI-Systemen noch so ein bisschen draußen, weil wir noch nicht wissen, was wirklich daraus passiert und das auch sehr, sehr sektoral spezifisch ist. Also wenn wir jetzt Logistik anschauen, ist es eine ganz andere Herausforderung als in Finanztechnologie. Aber das steckt dahinter natürlich, dass jemand einen überholen kann, eben weil neue technologische Möglichkeiten auf einmal die Überholspur irgendwie ermöglichen. Und ich glaube, wir sind da viel zu früh, um das wirklich sehen zu können oder sagen zu können. Was bisher ja passiert ist, dass durch AI-Systeme einfach Dinge sehr viel schneller und sehr viel besser gehen, die bisher Menschen oder auch technologische Lösungen viel mehr Zeit gekostet haben. Und jetzt kann man sagen, gut, das ist dann schon mal ein gutes Momentum und wir rollen Dinge viel schneller aus. Damit können wir auch ein neues Unternehmen sehr schnell sehr groß werden lassen und einen Markt beherrschen lassen. Ich glaube, das dauert noch. Wir sind zu früh. Wir sind einfach zu früh. Wir sind jetzt zweieinhalb Jahre oder drei Jahre in diese neue Welle. Das ist so ein bisschen wie, das wird ja viel diskutiert, die Internet, eine Perspektive aufs Internet zu wagen im Jahr 1996. Kann man alles tun? Hat sich hinterher als anders herausgestellt. Die ersten Browser-Wetten sind nicht aufgegangen, hat viele, viele Ansätze und Iterationen gebraucht, um, glaube ich, Marktführer dort zu etablieren und genauso wird es hier auch sein. Also die Antwort auf deine Frage ist, es kann eine erhebliche Konsequenz haben, ich sehe sie nur noch nicht. Was wichtig zu sehen ist allerdings, es ist eine fundamental neue Entwicklung. Wir haben auf einmal Möglichkeiten, die nie existierten. Wir können wesentlich schneller arbeiten.
David Rosskamp:
[11:53] Der Mensch wird sukzessive ersetzt werden in vielen, vielen, vielen Bereichen oder zumindest so ergänzt werden, dass er viel schlagkräftiger und effizienter ist. Damit ändern sich die Anforderungen, auch die Arbeit, die Arbeitsumwelt, die Herausforderungen der Arbeit. Gerade in immaterieller Arbeit ist das natürlich ein ganz relevanter Faktor. Alles andere ist für mich zu früh zu sehen. Wir diskutieren das auch viel mit Unternehmen im Portfolio, die sagen, werden wir jetzt überholt durch neue Contender, die auf AI-Basis ähnliche Dinge versuchen. Auch da ist meine Antwort. Es hat sich da nicht viel verändert.
David Rosskamp:
[12:27] Umarmt das Neue, integriert ist, wo es Sinn macht, nutzt die Distribution, die ihr habt. Das ist ja auch wichtig. Und dann schauen wir weiter. Momentan ist, glaube ich, der Stand von AI-Systemen schon noch so, dass sie den Incumbent tendenziell bevorzugt in vielen Industrien. Das sind jetzt nicht die Lovables oder Cursors dieser Welt, sondern eher klassische Softwareunternehmen oder auch physische Dienstleistungen, die auf Distribution, also Kundenbeziehungen sitzen. Ich glaube, die haben gerade einen Vorteil, wenn sie aktiv mit AI-Lösungen umgehen, weil sie ihren Kunden das anbieten können und auf der etablierten Beziehung aufbauen können. Und das deutet gerade noch darauf hin, dass es nicht so leicht werden wird, selbst für Native-AI-Players, da Industrien komplett umzuwälzen. Das sieht man schon sehr stark. Deswegen auch in der Finanzierungswelt für Leute, die es verfolgen, sehr viel Roll-up und Modernisierung von älteren Anbietern mit neuen Technologien, weil glaube ich viele verstehen, dass es noch verdammt lange dauern wird, AI hin oder her komplett neue Unternehmen zu begründen. Dann arbeitet man lieber mit denen, die schon existieren, gefestigte Marktpositionen haben und eigentlich nur von innen reformiert werden müssen.
Fabian Tausch:
[13:33] Kurze Erklärung, Rollup bedeutet einfach, ich kaufe mehrere Firmen, die ein ähnliches Konstrukt oder eine ähnliche Leistung haben, lege die zusammen und dann schaue ich mir an, hinten im Administrativen zum Beispiel kann ich dann irgendwie das über eine Funktionalität, ich brauche dann vielleicht nur eine Finanzpersona für irgendwie zehn Firmen, die vorher zehn Personen hatten, weil jeder eine gebraucht hat und dann eben auch Technologie, um das irgendwie besser zu managen und da höre ich auch gerade viel, dass echt viel jeder sich Rollup anguckt und so, ich will dies machen, ich will in dem Bereich, in dem Bereich machen. Ich glaube, eine Frage, die aufkommt. Ein Punkt, ganz wichtig, nicht nur zusammenlegen, sondern dann auch, zumindest wenn man es richtig und technologisch betreibt, Produkte von hoher Qualität in den Markt zu bringen, die bisher nicht existierten.
David Rosskamp:
[14:15] Das ist das Wichtige und das ist der Unterschied zum klassischen Private Equity Rollup. Du hast eine neue Welle jetzt an Startup oder Technologie oder Produkt getriebenen Rollups, die halt das Produkt in das Zentrum ihrer Arbeit setzen.
Fabian Tausch:
[14:27] Da bin ich sehr gespannt, weil das sehe ich noch nicht so sehr. Also man wünscht es sich, glaube ich, aber ich glaube, viele von denen, die loslaufen, denken eher noch an dieses typische Multiple Arbitrage von hey, ich kaufe was und weil ich das dann mit einer besseren Story verkaufe, habe ich nicht einmal Umsatz, sondern fünfmal Umsatz als Bewertung und das baue ich jetzt und dann gucken wir mal. Dementsprechend bin ich sehr gespannt. Ich würde es mir wünschen, weil ich mich manchmal schon frage, wie man auf die Idee kommt, diese Art von Roll-Up zu bauen. Und diese Art formuliere ich jetzt absolut absichtlich nicht klarer, weil ich muss jetzt niemanden irgendwie auf die Füße treten. Aber es gibt immer wieder Sachen, wo ich mir denke, hä, wie kommst du auf die Idee? Okay, naja, übrigens auch ein spannendes Thema dann irgendwie der Aufstieg von so Search-Funds von, hey, welche alten, also Mittelständler oder klassischeren Unternehmen kann man übernehmen und anstatt, dass ich jetzt eine neue Firma gründe als Startup, übernehme ich eine Firma und führe die zum Erfolg und mache das dann Verkäuferdarlehen und hier und da gibt es eine Episode mit Stefan Grund zu OKM Detectors, wo wir das mal ausführlich besprochen haben, wie das laufen kann. Schon ein paar Jahre alt, bevor dieser Search Fund Trend kam. Aber nur, weil das ist ja quasi, es ist kein Roll-Up, ist eher eine Übernahme. Aber trotzdem, glaube ich, auch ein spannendes Thema. Worauf ich hinaus will, und deswegen darf ich dich nicht reden lassen, weil sonst kommen wir da nicht weg von, ist das Thema Defensibility. Weil alles, was wir vorher besprochen haben, zielt auf den Punkt ab,
Fabian Tausch:
[15:47] Wie schaffe ich es eigentlich, wenn ich von heute auf morgen 10 Millionen Umsatz machen kann. Was natürlich ein kleiner Teil nur kann. Aber wenn ich das kann, warum kannst du das nicht? Du kannst es doch auch. Und wie schaffe ich es eigentlich, erstens, wenn ich jetzt eine Firma bin, die schon lange...
Fabian Tausch:
[16:02] Am Laufen ist meine ja also was, was unterscheidet mich vom Markt? Das hast du schon ein bisschen auch angesprochen, aber auch wenn ich jetzt eine neue Firma bin, was ist denn heutzutage noch mein USP, mein Kern, weswegen ich nicht so leicht kopierbar bin oder wird alles von heute auf morgen leicht kopierbar?
David Rosskamp:
[16:19] Sehr gute Frage. Ich glaube, die relevante Frage gerade in der Schlagzeilen-dominierten AI-Welt, in der wir gerade sind, ich glaube, auch da wissen wir es noch nicht. Wo wir gerade definitiv sind, aus meiner Wahrnehmung sind, ist in so einem Features- und Function-Rennen. Das heißt, die Unternehmen, die gerade sehr schnell sehr groß werden, sind die, die relativ schnell shippen, relativ schnell neues Produkt an den Markt bringen, relativ schnell iterieren, so ein bisschen die Innovationstreiber sind und dementsprechend natürlich viele der wechselwilligen Kunden oder Leute, die sich zum ersten Mal damit beschäftigen, zu sich bringen. Eine komplett losgelöste Frage ist allerdings, wie hält sich ein Unternehmen über fünf bis 15 Jahre in Größe oder auf Größe? Das ist ein ganz anderes Feld, das geht dann so in die Richtung Defensibility oder auch Resilience eines Unternehmens. Für mich viel zu früh, das momentan sagen zu können. Meine Hypothese ist, es hat sich nichts verändert zuvor. Wir haben immer wieder Technologiewellen gesehen, das war die Cloud, das Internet, jetzt ist es AI, die in irgendeiner Form Neues möglich gemacht haben, Software oder Softwareumgebung neu definiert haben, aber am Ende des Tages die Idee, wie hält sich ein Unternehmen und wie mache ich ein bestandhaftes Unternehmen von Größe, nie verändert haben. Und das sind dann immer solche Fragen wie, habe ich einen Netzwerkeffekt? Habe ich irgendwelche Logins von Daten? Bin ich bei Kunden so integriert, dass es verdammt schwer wird, mich zu ersetzen?
David Rosskamp:
[17:44] Setze ich auf besonderen Datenschätzen auf, ein ganz relevantes Thema, gerade in vertikaler Software, die nur mir diese Lösung möglich machen und dem Kunden so wertvoll sind, dass er einen Teufel tun würde, irgendwo zur Konkurrenz zu gehen. Und das wird sich auch hier nicht verändern. Das sind die klassischen Verteidigbarkeitsfaktoren, die wir immer wieder gesehen haben. Ich habe selber dazu 2015 oder 14 mal einen Artikel geschrieben, der auf Fred Wilsons Idee der Dentist Office Software Story aufgesetzt hat, der damals in Frühzeiten des Cloud-Zeitalters eine fiktive Geschichte aufgemalt, wie es denn mit so einer Zahnarzt-Praxis-Verwaltungssoftware funktioniert und hat halt erklärt, okay, du hast immer wieder neue Wellen. Damals war Open Source ein zentrales Thema, dass sowas angegriffen wird, von links, von rechts, von der Cloud, von oben, von unten.
David Rosskamp:
[18:33] Die Quintessenz ist, du wirst am Anfang immer um Features und Functions competen. Das wird niemals das sein, was dein Unternehmen irgendwo standhaft hält und abwehrfähig macht. Niemals. Denn jeder andere wird irgendwann mithalten können, wird die gleichen Features vielleicht sogar schneller ausrollen, wird quasi Funktionsparität oder fast schon Überlegenheit erwirken können. Was du brauchst, sind Faktoren von Verteidigbarkeit, die er natürlich damals sehr stark, das war in der ersten Cloud-Welle, in Netzwerkeffekten festgemacht hat, die man heute auch in anderen Feldern sieht, so wie Log-Ins habe ich es eben benannt.
David Rosskamp:
[19:06] Spezielle Datensätze, auf denen du aufsetzt, irgendwie das zentrale Betriebssystem für irgendeinen Teilbereich des Unternehmenskunden zu sein. Denn daran ändert sich überhaupt gar nichts. In dem Sinne, was die ganze AI-Welle jetzt betrifft, wir sind da viel zu früh. Ich glaube, wir sind immer noch, habe ich eben schon gesagt, in der Phase, die tendenziell den Incumbent, sagen wir mal, privilegiert, weil er halt sagen kann, wenn ich das früh erkenne, integriere ich alles an moderner Technologie, die mir zur Verfügung steht, aber baue halt auf meiner Kundenbeziehung auf. Ich muss halt nur gut da drin sein. Wenn ich das nicht bin und verschlafe, dann wird der AI-Contender gewinnen. Das ist relativ klar. Das ist natürlich auch die Angst, die viele umtreibt. Aber an der Grundrezeptur, was große Unternehmen von Resilienz betrifft, zumindest in der Software, hat sich überhaupt nichts verändert. Also wir sind gerade so ein bisschen am Anfang der ganzen Welle und vieles, was wir jetzt lesen, geht einfach auf Speed of Execution, Produktiterationen und so weiter, die auch wertvoll sind und die immer wieder auch der wichtigste Anfangsfaktor von groß werdenden Unternehmen sind. Das will ich nicht unterbetonen, aber halt nichts davon aussagen oder dazu aussagen, wer sich am Ende hält und wer den Markt wirklich irgendwie mitgestalten wird, falls das halbwegs Sinn macht für dich. Also ich bin da auch wie in vielen anderen Dingen relativ entspannt, weil ich einfach immer glaube, dass diese Dinge viel heißer gekocht werden, als sie sind. Die Medien tragen dazu bei, das ist halt immer auch so ein bisschen diese Hypewellen, die wir alle wollen und mögen, weil wir Schlagzeilen brauchen. An dem, was man am Ende bauen muss, hat sich eigentlich wenig verändert.
Fabian Tausch:
[20:29] Jetzt gibt es natürlich viele Firmen, die nicht einfach mal ein Produkt haben, was du sofort live schalten kannst. Da gibt es kein so super simples MVP, sondern du musst trotzdem Arbeit reinstecken, weil du Infrastruktur bauen musst, weil du Regulatorik hast oder andere Sachen. Und ich kann mir vorstellen, dass manche dieser Gründer vor den Nachrichten sitzen oder auch vor LinkedIn und sich denken so, wow, krass, ich bin im falschen Film. Ich glaube, ich habe mir das falsche Business ausgesucht. Ich weiß gar nicht, ist es schlau, das gerade zu machen? Was denken, soll ich das tun, soll ich was anderes machen? Wie kriege ich denn meine Mitarbeiter davon überzeugt, dass wir trotzdem eine solide Firma bauen können und und und? Was würdest du diesen Gründern gerne mitgeben?
David Rosskamp:
[21:09] Auf Prinzipien zu vertrauen, und zwar Unternehmensbauprinzipien, Wertschaffungsprinzipien, die sich ja eigentlich nicht verändert haben. Buy things that people want and sell it at a profit. Und wenn man sich darauf ein bisschen beschränkt und sagt, es hilft auch manchmal, Kraft im Einfachen zu sehen, ist man, glaube ich, relativ gut aufgestellt, wenn man das solide kommuniziert an die Mitarbeiter und ans Unternehmen. Nicht jedes Unternehmen ist in dieser Red Race, in der Feature-and-Function-Red Race, die ich gerade beschrieben habe. Viele Unternehmen bauen in vielen, vielen anderen Feldern, wo AI bestimmt eine Rolle spielt, wo also schnellere Datenverarbeitung eine Rolle spielt, wo wir personalisiertere Sachen bekommen. Das ist ja auch das Interessante. Wir haben ja dann die Möglichkeit, irgendwann maximal individualisiert, personalisiert Produkte an Kunden auszuspielen. Alles wunderbar, aber es ändert sich an den Prinzipien des Unternehmensbaus nichts. Ich muss strategisch denken. Ich muss sehr früh kommerziell strategisch denken. Ich muss Produkte bauen, die Wert schaffen, aber auch dabei bleiben. Das heißt, der Wert soll bestehen bleiben. Das sind alles irgendwie Inputfaktoren für erfolgreichen Unternehmensbau.
Fabian Tausch:
[22:15] Die sich nicht verändert haben. Und in dem Sinne wäre ich relativ entspannt. Es gibt übrigens auch Ausnahmen.
David Rosskamp:
[22:19] Ich habe jetzt mal nachgedacht über deine letzte Frage. Es gibt schon Industrien, wo vielleicht jetzt AI einen schnelleren Unterschied machen kann. Nimm mal die Verteidigungsindustrie, gerade viel diskutiert. Da ist es natürlich so, dass ganz neue Möglichkeiten entstehen, die bisher gar nicht existierten. Das heißt, was wir da eigentlich haben, das gilt für manche Industriefelder dann parallel, dass wir auf einmal neue Möglichkeiten bekommen, komplett neue Produkte, die nicht existierten. Das ist natürlich ein interessantes Feld, weil dann ein Startup tendenziell der erste sein kann oder das erste sein kann, die den Markt für sich erkunden und auch behaupten. Das ist mit Sicherheit was, was ganz spannend ist, bedrückt aber im Regelfall nicht so sehr den Incumbent, der in anderen Feldern ist es, sei denn er sagt, ich muss da auch mitspielen. Also in diesem, wie wir das bei uns internen New Market nennen, da gibt es natürlich immer wieder neue Märkte, neue Technologien, die aus dem Nichts entstehen. Das ist super interessant, die dann auch auf Herausforderungen reagieren. Aber für vieles, was wir jetzt hier besprochen haben, ist es am Ende immer die gleichen Prinzipien von Unternehmensbau und Resilienz, die sich nicht verändert haben. Also ich würde die Suppe insgesamt nicht so heiß kochen, wie die Medien das vorgeben.
Fabian Tausch:
[23:26] Und Resilienz ist, glaube ich, ein wichtiges Thema. Ich habe mal ein paar Statistiken mitgebracht, denn der Podcast heißt ja Unicorn Bakery. Unicorns waren mal eine lange Zeit sehr schwer zu bauen. Dann gab es irgendwie 2020 und 2021. Da gab es dann ganz viele Unicorns. Wenn wir uns dazu mal, also für alle, die es nicht wissen, Startups, die mit mehr als einer Milliarde bewertet sind, von den nur mal verschiedene Statistiken, aber von den 128 Unternehmen, die 2021 Unicorn-Status erreichten, sind etwa 90% heute niedriger bewertet als zu ihrem Höchststand. Das liegt unter anderem daran, dass es sehr viele Down-Rounds gab, weil einfach sich der Bewertungsdruck verändert hat. Down-Rounds ist, ich habe zu einer Milliarde meine Bewertungen gehabt und die nächste Runde liegt darunter. Das heißt einfach nur eine Abwertung meiner Firma. 2022 waren 8% aller VC-Deals Down-Rounds, weil viele gar nicht raisen mussten. Du musstest keine Finanzierung nehmen, weil viele hatten in 2020 und 2021 Geld bekommen. In 2023 waren es bereits 20 Prozent. In der ersten Hälfte von 2024 waren schon 28,4 Prozent aller Runden-Down-Rounds. Über ein Drittel aller Unicorns haben seit 2021 keine neue Finanzierungsrunde mehr durchgeführt. Dementsprechend gibt es da draußen bestimmt einige Unicorns, die eigentlich von diesem Bewertungsdruck vollkommen getroffen sind, wo aber noch Unicorn draufsteht.
Fabian Tausch:
[24:49] Und das ist, glaube ich, schon was, was man häufig auch sich mal vor Augen führen muss, was da gerade eigentlich alles passiert. Weil für manche dieser Firmen natürlich dieser ganze Druck, der auch durch AI und diese Veränderungen dazu kommt, nicht unbedingt dazu beiträgt, dass es stabiler ist. Und das ist das Thema Resilienz, was du meinst, nur weil da mal irgendwie eine große Zahl draufsteht und drauf stand, heißt das nicht, dass das bleibt und wenn ich jetzt frech sein will, hast du damit ja Selbsterfahrung gemacht, als Investor investierst du in Firmen, die sind hoch bewertet und entweder heißt es, die werden bestimmt bald Unicorn oder sie waren Unicorn und das droppt dann wieder, weil sich irgendwas verändert. Wie nimmst du das gerade wahr? Wie ist das, wenn man das im eigenen Portfolio erlebt? Und wie nimmst du das generell im Markt wahr? Und ist das eher Chance oder Risiko für die Szene?
David Rosskamp:
[25:40] Also erstmal ist die Beobachtung natürlich präzise. Ich glaube, die Zahlen, die du diskutierst, zeigen nur das, was du in der Presse auch liest. Die Realität ist nochmal eine ganz andere. Du kannst auch Unternehmen mit Unicom-Bewertungen aber fiesen sogenannten Finanzierungsstrukturen darunter haben, die de facto aussagen, dieses Unternehmen ist weit weniger wert als das, was als Headline-Number in irgendwelchen fiktiven Bewertungen oder Bewertungsdokumenten diskutiert wird. Also de facto sind wir in einer Situation, wo wahnsinnig viele Unternehmen, die 2020, 2021 finanziert wurden, komplett überfinanziert wurden, in keiner Form den ökonomisch-kommerziellen Wert erreicht haben, den ihnen irgendeine Bewertung zugemessen hat und so ein bisschen in der Findungsphase sind. Und dann gibt es darunter welche, die haben noch genug Geld, die können noch länger sich mit der Findungsphase beschäftigen. Andere gibt es, denen läuft das Geld aus, die haben ein großes Problem und dann wird es auch eine ganze Reihe geben, die dann halt einfach entweder schließen oder restrukturiert werden oder Not verkaufen oder viele, viele andere Dinge machen.
Fabian Tausch:
[26:45] Oder sowas wie eine Solaris Bank, die dann halt für quasi Nominalwert, ist glaube ich nicht ganz Nominalwert, aber ein bisschen drüber, aber die waren 1,6 Milliarden wert und wurden dann für, ich glaube, ungefähr 25.000 Euro, also so das typische Stammkapital, das ich einzahlen würde, wenn ich jetzt eine GmbH mache, verkauft. Dagegen gibt es gerade eine Klage und man muss gucken, funktioniert das oder nicht, aber gegen diesen Deal. Aber der Punkt ist, das kann halt von heute auf morgen auch weg sein.
David Rosskamp:
[27:10] Ja, also die Marktphase 2020 bis 2022 oder 2019 bis 2021 hat genau dazu geführt. Viel Geld wurde vielen überzogenen Erwartungen hinterher geschoben und hat so eine eigene kleine Dynamik ausgelöst. Mit so ein bisschen als Endprodukt der Niedrigzinsphase, so wird es ja heute genannt, ZERB Companies, also Zero Interest Rate Policy Companies und da halt am absoluten Spitzenende dieser Phase, die dann natürlich relativ schnell zum Ende gekommen ist mit der Zinskorrektur ab 2022. Und das Ergebnis war, dass viele Unternehmen mit kleinem ökonomischen Fundament, mit anderen Worten geringen Umsätzen oder noch in der Experimentierphase befindenden Umsätzen wahnsinnig viel Geld bekommen haben, weil Leute halt einfach mit großem Erwartungsdruck rangegangen sind. Das hat die Bewertung nach oben gejagt, hat bei vielen Unternehmen, die eigentlich ein solides frühes Fundament hatten, dazu geführt, dass sie massiv überfinanziert wurden, niemals in diese Bewertungserwartung reinwachsen konnten. Der Businessplan, der 2021 geschrieben wurde, der oder sagen wir mal ausgerechnet wurde, der auf wahnsinnig übertriebenen Erwartungen beruhte, dann eingedampft werden muss, gleichzeitig sich die Zinsen drehen, also Kapital knapper wird und anders bepreist wird, dass die eigentlich...
Fabian Tausch:
[28:32] Am Rande des Endes stehen,
David Rosskamp:
[28:34] Weil es nie wieder einholbar ist, Preisschilder auf ihnen liegen und auch sogenannte Liquidationsstrukturen oder Präferenzen, die nie wieder einspielbar sind und damit eigentlich ruiniert werden. Da gibt es oft nur den einzigen Ausweg, Rekapitalisierung. Und das ist ein zentrales Thema natürlich. Die Venture-Industrie spricht da nicht so viel drüber, aber mittlerweile sickern natürlich viele von diesen Geschichten durch. Also wie ist das Ergebnis auf die Industrie? Ich glaube netto neutral. Es hat immer wieder diese Phasen gegeben. Man muss halt immer wieder verstehen, wo man steht, wenn man in den Marktumfeldern wie 2021 ist. Wenn alles auf einmal too good to be true wirkt, ist es meistens auch too good to be true und man ist auch da ganz gut geleitet mit Prinzipien zu arbeiten. Macht das hier Sinn? Hat das Unternehmen, sagen wir mal, ein Umsatzfundament oder ein kommerzielles Fundament, was das gerecht oder rechtfertigt oder rechtfertigen kann in naher Zukunft? Oft war die Antwort nein. So und da kommt jetzt das böse Erwachen, das überrascht dich. Teilweise produziert die Venture-Industrie das auch selber, weil ja alle immer diese Headlines sehen wollen und dem nächsten großen Ding hinterherjagen und alles muss größer, besser und schöner werden. Also es gehört irgendwie mit dazu.
David Rosskamp:
[29:40] Ja, das Erwachen kommt dann. Ich glaube, wir sehen da noch einige Korrekturen entlang des Weges. Es ist natürlich so ein bisschen für die Portfolios, gerade der später investierenden Investoren, nicht besonders erfreulich. Also ich vermute, dass die Vintages dieser Jahre relativ schlecht ausfallen im Schnitt. Und es gibt auch kein wirkliches Exit-Window mehr für diese Unternehmen. Viele Neuinvestoren schauen sich das ja auch an und sagen, meine Güte, ich kann mich jetzt hier mit einem schwierigen Restrukturierungsfall beschäftigen, unklares Ergebnis, schwierige, sagen wir mal, Liquidationslage obendrauf oder ich schaue mir halt neue Dinge an, die vielleicht in fünf Jahren die Aussicht auf Erfolg haben. Und das ist halt auch ein Teil der Realität. Du bist halt kompetitiv, nicht mehr so attraktiv. Und das sehen wir, glaube ich, gerade. Weltweit sind es vierstellige Zahlen von Unternehmen, die genau in dem Stadium sind. Ich glaube, jedes Unicorn, was seit drei, vier Jahren kein Geld mehr eingesammelt hat, ist entweder massiv profitabel oder hat ein Problem. Ich glaube, so kann man es sehen.
Fabian Tausch:
[30:36] Ja, insgesamt, was ist passiert?
David Rosskamp:
[30:38] Die Venture-Maschine ist zum Halten gekommen. Also die alte Idee, dass man immer weiter finanziert, dass die nächste Wachstumsrunde kommt, dass irgendeiner die Sache nach vorne trägt, ohne dass man zum Beispiel profitabel arbeitet oder das Unternehmen kommerziell zur Größe gebracht hat, die ist vorbei. Diese Geschichte ist vorbei, der Zug ist zum Stehen gekommen und der wird auch nach meiner Einschätzung so schnell nicht mehr zurückkommen. Denn auch er war ein Produkt, so ein bisschen der Niedrigzinsphase. Was wir jetzt haben, ist eine Rückbesinnung eigentlich auf das, was Unternehmertum ausmacht. Irgendwann profitabel zu sein, zu verstehen, was Umsätze bedeuten, auch relevante Umsätze, wie man ein Unternehmen hält, Verteidigbarkeit erzeugt und so. Die Dinge spielen eine Rolle. AI ist vielleicht gerade eine Ausnahme, da sehen wir wieder sehr viel Hype. Und auch das wird nicht gut enden, das wissen wir alle, haben wir eben zugesprochen, dass das zum Teil auch normal ist, gerade bei neuen technologischen Wellen. Ansonsten, glaube ich, haben wir gerade eine andere Finanzierungswelt, also die Implikationen und so die Downstream-Effekte auf den Finanzmarkt oder auf den privaten Finanzmarkt sind schon nicht zu unterschätzen.
Fabian Tausch:
[31:44] Ich glaube, was sich da natürlich als Frage stellt, in der Zeit, wo ich in 2020, 2021, kurz nachdem Covid kam und alle Angst hatten, so kriege ich überhaupt jemals wieder Geld, haben dann alle gesagt, so boah, ja, ich bin so happy, dass ich jetzt das Geld genommen habe, weil jetzt habe ich erstmal Zeit und habe Luft zu atmen, so und das hast du dann halt irgendwie bei hohen Bewertungen genommen und dachtest halt, okay, da kann ich reinwachsen.
Fabian Tausch:
[32:07] Jetzt die Frage, was hätte ich in dem Moment machen sollen? So, jetzt können wir ja rückblickend drauf gucken. In dem Moment kannst du es nicht wissen. Also von daher kein Vorwurf von irgendwen jetzt gerade, sondern erstmal so rückblickend in dieser Situation. Du kommst aus einer Zeit 2020, wo kurz mal alles eingefroren ist, weil keiner weiß, wie die Pandemie sich entwickelt. Dann bist du in einem Moment, wo auf einmal doch investiert wird und Zero Interest, das heißt, da kommt wirklich Geld in den Markt und du nimmst das Geld zu teilweise hohen Bewertungen, Aber gar nicht so schlechten Terms, wenn es ums Thema geht. Also keine Liquidationspräferenzen, keine Sachen, wo die Investoren mir irgendwie jetzt an den Kragen können, sondern meistens eher ein, hey, ich kriege viel Geld zu einer hohen Bewertung und ich kann quasi erstmal ein, zwei, drei, vier, fünf Jahre bauen. Je nachdem, was für eine Firma ich führe, wie aggressiv ich wachse. Aber rückblickend, wie hätte ich in der Situation entscheiden sollen? Wie hätte ich das wirklich sinnvoll mit einem Framework analysieren sollen, wie viel Geld ich jetzt nehmen möchte, wissend, dass ich aus einer Zeit komme, wo es kein Geld gab und das heißt, es gab ja immer das Risiko, dass es morgen wieder abgedreht wird, weil sich die Welt wieder irgendwie in Stillstand versetzt, weil die Pandemie vielleicht irgendwie ein neues Level erreicht und gleichzeitig, aber jetzt habe ich einmal die Möglichkeit, so viel Geld wie noch nie zu bekommen.
David Rosskamp:
[33:20] Das ist eine sehr gute Frage. Das ist eine, die wir oder die ich jeden Tag oder jede Woche mit Unternehmern bespreche, weil genau die Frage aufkommt. Mehrere Antworten dazu. Erstens, wenn dir jemand sehr viel Geld zu sehr guten Terms bietet, ist es tendenziell eine gute Idee, vielleicht darüber nachzudenken, es zu nehmen. Also da kann ich niemandem einen Vorwurf machen, das macht Sinn, weil du sagst, ich habe mein Unternehmen eventuell auf Jahre finanziert, gerade wenn es Terms sind, wie sie 2021 der Standard waren, also vergleichsweise gründerfreundlich. Das waren ja fast unerhört freundliche Terms für Gründer und für Unternehmer. Also man kann niemandem einen Vorwurf machen, dieses Geld zu nehmen. Das war, glaube ich, auf reiner Kapitalisierungsebene die richtige Entscheidung. Was man mit dem Geld tut, ist eine andere Frage. Und die Debatte habe ich wirklich sehr viel mit meinen Unternehmern oder mit Unternehmern, mit denen ich arbeite.
David Rosskamp:
[34:10] Denn auch wenn ich viel Geld bekomme, sollte ich es nicht ausgeben, wenn ich nicht weiß, wo ich genau investiere, was meine, die Mechanik und Systematik der Investments in meine Organisation, in Salesaufbau, in Produkt, in Growthaufbau sind und sollte also damit extrem vorsichtig umgehen, als ob ich nach wie vor klein wäre. Also der effiziente Unternehmensbau ist nach wie vor das entscheidende Prinzip. Wer das beherzigt hat 2021, ist jetzt in einer guten Position. Die meisten haben es nicht, haben es ausgegeben oder haben investiert in, nehmen wir ein Beispiel, den Sales Apparat, der überhaupt nicht tried and tested war, wo es keine etablierte Mechanik gab, wo dann sehr viel Geld verbrannt wird, weil man gar nicht versteht, wie es eigentlich funktioniert und man sein Produkt in den Markt skaliert oder sagen wir mal diese, das sind viele englische Begriffe, aber die repeatable machine quasi dahinter hat. Und das haben natürlich sehr, sehr viele getan, weil sie dachten, okay, mit dem Geld muss ich jetzt irgendwie umgehen. Ich bin damit beauftragt worden, das anzulegen oder zu investieren. Also let's go.
David Rosskamp:
[35:07] Und das ist ein großer Fehler, wenn man nicht genau versteht, was jeder Euro generiert. Also das Unternehmertum auch in der Investition des eingesammelten Kapitals ist die entscheidende Frage. Und meine Weisung, Anweisung, Empfehlung, mein Tipp an Unternehmer ist immer, so zu tun, als wenn man kleinkapitalisiert ist und effizient zu arbeiten, nur dann zu investieren, wenn man wirklich versteht, wie es funktioniert, was am Ende bei rauskommt. Und wenn das noch nicht der Fall ist, auf keinen Fall das Risiko eingehen, das Geld irgendwie in die Luft zu jagen oder auszugeben für Sachen, die man nicht versteht. Und das ist, glaube ich, das Wichtige. Die klugen Unternehmer halten Haus mit ihrem Geld. Die klugen Unternehmer halten, die Budget ist relativ knapp.
David Rosskamp:
[35:48] Bauen Schicht für Schicht das Unternehmen auf, wie eine Zwiebel, wo jeweils eine Lage dazu kommt, bis man genau versteht, wo man hinkommt. Jede Schicht führt ein oder jede Zwiebelhaut so ungefähr führt eine Ebene weiter. Wenn man das beherzigt, baut man eine Maschine, die zunehmend positiv mit Ertrag skaliert und dann kann man jeden Geldbetrag einsetzen. Also das ist so ein bisschen das Problem. Natürlich in der Umgebung von 2021 oder generell bei großen Finanzierungen kommt mit dazu, dass mit einem großen Funding auch der Druck entsteht, es anlegen zu müssen, so ein bisschen die Zielscheibe im Rücken sitzt, dieser Bewertung irgendwie gerecht zu werden.
Fabian Tausch:
[36:25] Und sagen wir mal, Wachstum zu erzeugen. Du hast ja damals dann auch oder auch heute bei großen Finanzierungen Erwartungen der Investoren,
David Rosskamp:
[36:32] Die sagen, ihr wachst jetzt stratosphärisch in den nächsten Jahren. Es bedarf sehr viel Selbstbewusstsein und fast schon Abgekochtheit von Seiten des Unternehmers dann zu sagen, Leute, ich mag zwar diesen Preis haben, der ist aber momentan fernab der ökonomischen Realität. Ich kann da hinkommen. Es gibt einen Plan, der ist solide, aber ich muss erst die Mechanik verstehen. Was setze ich ein? Was kommt am Ende bei raus? Und dann kann ich zu behutsam und Schritt für Schritt, Ebene für Ebene, Zwiebelhaut für Zwiebelhaut mein Unternehmen aufbauen. Und das ist das Komplexe am Unternehmensbau. Den Rat gebe ich jedem Unternehmer, mit dem ich arbeite. Ich habe die Diskussion die ganze Zeit. Die ganze Zeit. Der Druck ist real. Es kommt der neue Investor rein, der erwartet irgendwie von dir, dass du in den nächsten Jahren dich jeweils verdoppelst, verdreifachst. Wir alle wissen, dass jedes Unternehmen, das größer wird, eher weniger schnell wächst, als es vorher passiert ist. Also du hast ein bisschen einen Abnehmen, einen Wachstumsertrag und damit umzugehen braucht verdammt viel Selbstbewusstsein.
Fabian Tausch:
[37:30] Ganz kurz muss man, glaube ich, erklären für alle, die noch nicht so tief drin sind, wie entsteht so eine Bewertung. In der frühen Phase ist es, hey, ich hätte gern von dir eine Million Euro, die in meine Firma investiert wird und dafür gebe ich irgendwo zwischen 15 und 25 Prozent, vielleicht auch Richtung 30 Prozent, das kommt ein bisschen drauf an, Marktphase, Thema,
Fabian Tausch:
[37:50] Wie früh bin ich? Wie ist mein Team aufgestellt? Da gibt es dann verschiedenste Faktoren. Wenn ich jetzt schon irgendwie eine Firma oder zwei Firmen erfolgreich verkauft habe, gebe ich vielleicht eher am unteren Ende ab. Wenn ich irgendwie aus der Uni komme mit irgendwie zwei Mitstudenten gründe, dann gebe ich vielleicht am oberen Ende ab.
Fabian Tausch:
[38:03] Das heißt, wenn ich, sagen wir mal, 20 Prozent abgebe, dann ist es so, dass ich quasi diese Millionen kommt dazu, danach gehören dir 20 Prozent. Dementsprechend sind die anderen 80 Prozent 4 Millionen Euro wert. Das heißt, vor dem Investment, Pre-Money-Bewertung, 4 Millionen Euro, Post-Money-Bewertung, nachdem das Geld drin ist, 5 Millionen Euro. Bedeutet, er rechnet sich sehr schnell aus dem Kapitalbedarf. In einer späteren Runde, sagen wir Unicorn-Bewertung, kann es auch sein, dass du mir 50 Millionen Euro gibst. Ich bin eine Milliarde wert. Und das sind dann quasi eben nur diese paar Prozent und nicht die 20 Prozent, weil das dann sich verschiebt anhand von Kapitalbedarf, anhand von auch wie sehr willst du unbedingt noch in die Firma mit rein. Da gibt es dann ganz viele Faktoren, aber in der frühen Phase sehr stark am Kapitalbedarf orientiert und diese Bewertungen sind immer Predictions, also es sind immer Vorhersagen, wo kann die Firma hingehen. Es ist selten so, dass du anhand dessen von Fabian macht jetzt 5 Millionen Euro Umsatz und deswegen ist die Firma genau das wert, sondern es wird immer jemanden geben, der kommt und sagt, ja die Firma ist das wert und weil ich glaube, dass in 6 bis 12 Monaten anhand der Wachstumsraten und dies und das und jenes, das passiert, glaube ich, dass die Firma dann das Doppelte wert sein könnte. Dementsprechend komme ich jetzt schon mal und gebe ein bisschen mehr.
Fabian Tausch:
[39:23] Ich habe gesagt, es wird immer jemanden geben. Das stimmt natürlich nicht. Aber gerade bei den gut laufenden Firmen oder den Serienunternehmern und Gründern ist das schon häufig der Fall, dass dann vorab schon höhere Preise gezahlt werden, in die die Firmen reinwachsen müssen. Das ist einfach in den verschiedenen Finanzierungsgründen das große Thema, dass ich dann halt auch immer danach gucken muss, okay, das ist jetzt der Druck. Wo muss ich eigentlich rauskommen mit der Kohle?
Fabian Tausch:
[39:48] Und was für eine Firma muss ich bauen, dass ich dann in der nächsten Runde überhaupt wieder attraktiv bin für einen Investor wie dich? Weil, keine Ahnung, wenn ich mein erstes Geld nehme und meinen Erwartungen nicht gerecht werde, warum solltest du in der nächsten Runde investieren? Keine Chance. Und das muss man, glaube ich, einmal verstehen. Wo kommen Bewertungen eigentlich her? Wie entwickeln die sich? Und ja, da gibt es noch bestimmt zehn Punkte, die dir ergänzen könnten. Aber das mal als grundlegendes Framework für alle, die sagen, hä, okay, jetzt habe ich nur Bahnhof verstanden. Wo beginnt das eigentlich und wo hört das auf? Und dann gibt es noch ganz viele verschiedene Terms, also dann Einzelheiten, die in Verträgen stehen. Die habe ich in verschiedenen Legal Episoden bereits diskutiert. Dementsprechend da vielleicht nochmal gucken, nach Legal Bakery suchen, findet ihr diese Finanzierungsterms. Dann seid ihr da nochmal tiefer drin. So können wir nämlich uns jetzt wieder um das Thema kümmern. Eine Frage, um die du nämlich erstaunlich gut rumgewandert bist, ist, wie ist das, wenn es im eigenen Portfolio passiert? Wenn so eine Firma mal sehr gehypt und Sunicorn oder Unicorn und alles sieht geil aus und auf einmal ist es so, was macht das mit einem? Wenn man weiß, okay, auf dem Papier war das mal x Millionen wert. Wir hantieren ja dann doch, also du hantierst ja dann doch irgendwie mit großen Beträgen. Ich nur in meinen Gesprächen, aber es sind große Beträge und wenn man irgendwie ein Euro investiert und der ist dann irgendwie zum Beispiel fünf Euro wert, zehn Euro wert, 50 Euro wert und das dann irgendwie, weil man eine Million investiert hat, das sind ja große Summen. Was macht das mit einem?
David Rosskamp:
[41:16] Also zum einen gehört es zum Geschäft dazu. Unser Geschäft, ich investiere.
Fabian Tausch:
[41:20] Ja, aber wenn das das erste Mal passiert, da kannst du mir erzählen, was du willst. Da bist du ja noch nicht so abgezockt, oder?
David Rosskamp:
[41:24] Ja, es ist schon, also ich glaube, wenn du dir immer vor Augen führst, dass es mit dazugehört, weißt du auch, dass es irgendwie Teil des Geschäfts ist. Die Aufgabe, die wir haben oder die ich habe, ist sowas auszubalancieren. Ich bin, glaube ich, im Investieren da ein bisschen resilienter unterwegs, weil meine Funds, aber auch die Investmentphase, in die ich einsteige, dann eine gewisse Toleranz für Fehler hat, auch eine gewisse Toleranz für Schwünge und Volatilität oben. Das ändert sich komplett beim spätphasigen Investor. Das ist vielleicht auch nochmal interessant zu wissen. Je später du investierst, desto geringer ist deine Fehlertoleranz, weil du halt sehr, sehr eng preist und davon abhängig bist, dass alles nach Plan verläuft. je früher du investierst, desto mehr Komfort hast du, aber natürlich ist das schmerzhaft, also es.
Fabian Tausch:
[42:13] Das sind Sachen, die man manchmal auch nicht vorhersehen kann.
David Rosskamp:
[42:16] Da finden viele verschiedene Dinge auf einmal statt, von späten Investoren bis Individuen, also menschliches Verhalten spielt eine Rolle, bis Märkten und Marktentwicklung. So ein bisschen die Aufgabe, die du als Investor bist, das zu antizipieren, auch zu sehen, man könnte in eine Risikolage kommen, manchmal den Exit-Zeitpunkt zu suchen, in anderen Fällen ein Portfolio zu balancieren. Also ich betreibe ja auch oder jeder Venture Fund.
Fabian Tausch:
[42:38] Hat ein Portfolio an Unternehmen,
David Rosskamp:
[42:40] Die das im Endeffekt auffangen. Das Wichtige glaube ich auch bei sehr gut aufgestellten Fonds ist, dass man eine gewisse Anzahl an Portfolio-Balancierern hat, also nicht alles in eine Tasche setzt oder wie wir es auf Englisch nennen Single Asset Dependency erzeugt. kommen viele, viele Dinge zusammen. Angenehm ist es nicht. Es ist Teil des Berufs, würde ich sagen. Meine Fehlertoleranz ist deutlich höher als die von anderen. Genauso investiere ich. Ich investiere auf maximal große Ergebnisse, die aber auch am Ende manchmal Volatilität erzeugen können. Damit musst du umgehen. Und dann musst du halt richtige Entscheidungen entlang des Weges treffen. Du musst manchmal sagen, okay, nehme ich Geld vom Tisch. Wenn die Möglichkeit entsteht, das ist ja auch nicht immer der Fall, kann ich quasi, habe ich einen Puffer oder solche Defensmöglichkeiten, um auch mit Sondersituationen später umgehen zu können. Alles das kommt da zusammen. Kann ich enger mit den Gründern zusammenarbeiten, also auch entlang des Weges, über eine lange Zeit, um zu sagen, hey, wie können wir solchen Situationen vorbeugen? Man lernt aus seinen Fehlern, man lernt daraus Entwicklungen, die man selber nicht zu verantworten hat. Und so begreife ich auch meine Aufgabe, dazunehmend der Sparingspartner von Gründern zu sein. Ich habe die Situation wöchentlich, zu überlegen, okay, wie stellt man das Unternehmen, egal was passiert im Markt, resilient auf? wie baue ich was, was eben nicht zerfällt wie ein Kartenhaus. Und das lernt man natürlich auch aus solchen Sachen. Also ich glaube, die Lernerfahrung ist nicht zu unterschätzen.
Fabian Tausch:
[44:00] Und angenehm ist das alles nicht. Das gehört aber irgendwie mit zum Job dazu. Es ist eher eine Frage,
David Rosskamp:
[44:04] Als Fundmanager schaffe ich ein Investmentprodukt und auch eine Investmentphilosophie und Methodologie, die mir den Komfort gibt, dass das passieren kann. Wenn ich das nicht habe, dann sollte ich da schwer drüber nachdenken. Und das ist eine Aufgabe, die ich natürlich sehr ernst nehme und die mich auch sehr umtreibt. Aber klar, es gibt also im Idealfall, in der idealen Welt würde alles immer nur rosy und nach oben gehen. Das ist leider nicht der Fall in der Welt.
Fabian Tausch:
[44:26] Ich glaube auch da kurze Ergänzung, wie funktionieren Venture-Fonds? Also wenn du als Venture-Capital-Investor, du nimmst nicht dein eigenes Geld zwangsläufig alleine, sondern das wird angereichert mit Geld von anderen Investoren, können häufiger Institutionelle sein, können aber auch andere Gründer und Unternehmer sein, die sind dann deine Limited-Partner, also die geben dir Geld, du stehst als Middleman quasi da und verwaltest das Geld, je nachdem wie groß dein Team ist, ich meine ihr seid jetzt zwei Leute und verteilst das dann auf verschiedene Gründer, wo du sagst, an die glaube ich. Ich als Gründer habe dann die Aufgabe, dir genug Geld zurückzuspielen, dass du deinen Limited Partnern wieder Geld zurückgibst. Die Erwartungshaltung, die gerne kommuniziert wird und wo alle immer sagen, oh ja, das schaffen wir auch und Top Quartal und hier und da, ist quasi, oder das Ziel ist, soweit ich das im Kopf habe, ein 3x, also das Dreifache an Geld zurückzugeben. Die Realität ist, dass das die wenigsten schaffen. Je größer der Fonds, desto schwieriger, weil ich sage mal, aus 500 Millionen 1,5 Milliarden zu machen, ist vielleicht ein bisschen schwieriger, als aus 10 Millionen 30 zu machen, weil du halt einfach weniger Fehler-Toleranz hast, beziehungsweise größere Firmen-Outcomes brauchst. Das bedeutet dann auch, dass ich mir als Gründer natürlich Gedanken machen muss, wenn ich überlege, einen Venture-Capital-Investor mit reinzunehmen. Erstens, wen hätte ich gerne dabei? Also was für eine Anforderung habe ich? Ein 50 Millionen Euro Fonds hat eine andere Anforderung als ein 500 Millionen Euro Fonds.
Fabian Tausch:
[45:49] Denn mit meiner Position, man sagt eigentlich immer, man muss oder man sollte anstreben, ein Fund-Returner zu werden, beziehungsweise dann eben auch als Investor zu backen, dass ich in jemanden investiere, der meinen Fonds returnen kann. Das heißt, entweder als 50 Millionen Euro Fonds brauche ich 50 Millionen Euro zurück, als 500 Millionen Euro Fonds brauche ich 500 Millionen Euro zurück. Das heißt natürlich, dass ich ein bisschen mehr Geld investieren kann, aber nehmen wir an, dass die Ownership in irgendeiner Form, zum Beispiel beim 500 Millionen Euro Fonds, 10% sind, die ich am Ende halte. 500 Millionen Euro Return bei 10% bedeutet, die Firma muss 5 Milliarden groß sein.
Fabian Tausch:
[46:24] Wären bei einem 50-Millionen-Euro-Fonds die Ownership auch 10%, dann wären das halt ein 500-Millionen-Euro-Outcome. Natürlich, es kann eine andere Portfolio-Strategie sein, kann sein, dass man nicht sagt, ich muss immer im Lead sein und die größte Position halten. Kann auch sein, dass man sagt, ich mache ein Co-Investment und investiere vielleicht 5%, also dass ich 5% der Firma halte und so. Das kann dann alles kleine Nuancen sein, aber der wichtigste Punkt ist zu verstehen, was ist die Erwartungshaltung von einem Investor, der in mir Geld gibt, weil der gibt mir die Millionen nicht. Also egal, ob es eine ist oder 100, einfach nur, dass ich damit Spielspaß und Fernsehen machen kann, so ungefähr, sondern die Frage ist, welche Returns muss ich eigentlich bringen, dass der Investor am Ende damit auch seinen Fonds zurückzahlen kann und wer das nicht versteht, darf auf gar keinen Fall Geld von Investoren nehmen. So, das mal kurz vorneweg. Das muss man aber auch verstehen, um deine Arbeit zu verstehen. Du musst Assets suchen, wo du das Gefühl hast, hey, die bringen mir das Geld für meinen Fonds zurück. So, jetzt hast du im ersten Fonds, den ihr gemacht habt, neun Assets drin gehabt, wenn ich das richtig im Kopf habe. Und die Frage, die ich mir stelle, weil man ja häufig sagt, okay, man muss versuchen ein bisschen zu distribuieren und versuchen auch so ein bisschen, man streut ja dann quasi auch so ein bisschen Risiko, weil wenn ich 30 Assets habe, klar, ich investiere wahrscheinlich pro Asset ein bisschen andere Summe, weil ich halt nicht auf 9 Assets verteile, sondern auf 30, aber ich habe halt die Chance, dass irgendwie 1 von 30, 2 von 30, 3 von 30 funktionieren.
Fabian Tausch:
[47:53] Warum damals neun Assets? Wie hat das eigentlich funktioniert? Was ist dabei rausgekommen? Weil es ist schon irgendwie was anderes. Jeder, mit dem ich spreche, sagt, ja, wir versuchen zehn Investments pro Jahr, über drei Jahre Investmentzeitraum. Das heißt, wir sind so bei 30, vielleicht 40 Assets, je nachdem, was wir genau machen. Neun Assets ist ja doch ein bisschen anders.
David Rosskamp:
[48:11] Ja, also vielleicht mal zu deinem ersten Punkt. Es ist absolut elementar, sich genau zu überlegen, wer der Investor ist, mit dem man arbeitet. Du hast es richtig beschrieben. Ein 500-Millionen-Fonds hat ganz andere Herausforderungen als ein 50-Millionen-Fonds. Es ist nicht nur Faktor 10, sondern fast exponentiell schwieriger.
David Rosskamp:
[48:28] Das ist der eine Punkt. Der zweite ist, dass es oft eine menschliche Frage ist, wie und wie eng und wie persönlich arbeitet mit Leuten zusammen, die einen auch lange begleiten. Auch das kann sich ändern, wenn die Organisation 30 Leute sind als jetzt in unserem Fall sehr klein, um nicht zu sagen sehr persönlich. Also das sind alles andere Produkte oder auch andere Partner. Das muss man sich halt gut überlegen, mit dem man arbeitet. Unser Rat ist natürlich immer, aber dann trinke ich meinen eigenen Kool-Aid zu sagen, wenn man früh Investoren hinzunimmt, das auch so zu tun, dass man eine relativ gewichtige Position für die ist, dass die die Sache ernst nehmen, dass die persönlich lange dabei bleiben. Ich spreche da natürlich auch für mich oder die Typologie von Fonds, die ich da repräsentiere. Das heißt nicht, dass man nicht auch mit anderen Investoren gut arbeiten kann, aber das ist einfach ein komplett anderer Umgang normalerweise und auch eine andere Art der persönlichen Betreuung. Also das mal so ein bisschen einführen. Ich sehe uns da eher als Galeristen, die halt mit Künstlern oder Ausnahmetalenten arbeiten und das sehr persönlich tun. Das kannst du eben nicht über eine Organisation abbilden. So sehr das in der Industrie erzählt wird mit den Value-Add-Teams und den großen Backbenches der Fonds, es ist am Ende ein maximal persönliches Geschäft und da wird sich nie was dran ändern. Also da bin ich fest von überzeugt, AI und große Teams hin oder her.
David Rosskamp:
[49:50] Deine zweite Frage mit den Assets. Also wir haben, mein erster Fonds waren neun Assets, der war relativ konzentriert. Das war auch eine andere Zeit. Ich habe das dann zunehmend vergrößert. Dementsprechend war das auch so ein bisschen das Produkt seiner Zeit. Es gab auch damals relativ gesehen viel weniger interessante Unternehmen. Das heißt, ich habe mich da so ein bisschen vorgetastet natürlich in die Materie. Das würde ich jetzt glaube ich heute nicht mehr so machen. Also heute die Fonds sind etwas größer als es damals der Fall war. Wir hatten einen interessanten Ritt damit. Ich habe es dir eben erzählt, zwei Unicorns, zwei Sunicorns in diesen neun. Also ich glaube, die Hitrate war da relativ hoch, auch der ein oder andere relativ wilde Ritt. Mittlerweile steht der Fonds sehr gut da, über 6,5x, davon drei allein an Investoren returned. Das heißt, wir sind im guten Fahrwasser unterwegs. Es stellt dann natürlich auch zufrieden, dass man so ein bisschen mit seinen Überlegungen wohl nicht komplett falsch liegt, um es so auszudrücken. Aber auch das sind natürlich Lernerfahrungen, das entwickelt sich pro Generation weiter. Und heute sehen die Produkte ein bisschen anders aus. Vieles bleibt als Philosophie oder als Prinzipien gleich. Aber natürlich stehe ich jedes Mal vor der Herausforderung zu sagen, okay, wie baue ich das maximal leistungsstärkste Fondprodukt für meine Anleger? Was reagiert auf Marktumgebung, auf politische Herausforderungen, auf Technologieentwicklung? Und das verändert sich pro Generation.
David Rosskamp:
[51:09] Wir haben immer oder ich habe immer einen sehr, sehr thesengetriebenen, marktgetriebenen Ansatz verfolgt. Es war immer die Frage, was sind fundamentale Entwicklungen, wie können wir daran sehr, sehr grundlegend teilhaben. Da hat sich nichts daran geändert, nur dass sich die Entwicklungen halt verschieben über die Zeit. Das sieht halt 2015 anders aus als 2025 und das ist glaube ich auch normal. Man muss halt darauf reagieren können. Ansonsten an den Prinzipien hat sich relativ wenig verändert.
Fabian Tausch:
[51:32] Du hast gerade gesagt, okay, Performance super, wenn du über 3x returned hast, also in Investoren-Sprache dann DPI, Distributed Capital Paid Out, wie heißt es genau?
David Rosskamp:
[51:44] Ja, du hast DPIs, das ist der goldene Maßstab, also Distributions to Paid In, also ist eine Netto-Betrachtung dann für den Investor. Aber vielleicht eben zu deinen Kommentaren zurück, auch der 500-Millionen-Fonds, der muss ja für seine 3x-DPI wesentlich mehr erlösen, denn dann werden Gebühren abgezogen und andere Dinge. Also der wirkliche Erlöswert ist nochmal deutlich höher, um dann am Ende das dreifache an Investoren wieder auszuschütten. Also die Messlatte ist sehr, sehr hoch. Das ist eine ganz große Herausforderung, weil ja im Venture-Geschäft es einfach so ist, dass du die berühmte Power-Law-Verteilung hast, dass also quasi Unternehmen irgendwann, ein Teil davon macht deinen großen Wertanstieg aus, ein Teil fällt halt auch weg und die musst du kompensieren. Und dann geht es halt darum, wie gut ist deine Qualitätsauswahl im Durchschnitt, witzigerweise, weil du natürlich dafür sorgen musst, dass du im Idealfall mehr als ein oder zwei High-Promise-Wetten dabei hast oder Investments dabei hast, die deinen Fonds dann zurückbringen. Grundsätzlich hast du auch recht zu sagen, dass jedes Investment natürlich das Potenzial haben muss, den Fonds einmal zurückzubringen oder auch mehrfach, sonst würden wir das nicht tun. Ich baue die Fondsprodukte auch so, dass sie maximal resilient sind und auf vieles reagieren können. Das heißt, ich komme manchmal auch mit kleineren Exits aus. Ich kann in anderen Situationen arbeiten.
David Rosskamp:
[53:00] Das ist halt alles so ein bisschen die kreative Alchemie des performanceorientierten Venturebaus. Aber auch das ändert sich von Investor zu Investor. Aber grundsätzlich ist die Messlatte relativ hoch, wenn du halt mit dem, das am Ende sehr stark unterwegs ist, deinen Fonds mehrfach zurückbringen möchtest und ein gutes Ergebnis erzielen möchtest. Und das ist ein großer Unterschied zu zum Beispiel Aktienfonds oder Fonds, die am öffentlichen Markt sind oder auch dem einen oder anderen Growth Fund, die halt sich fast keinen Ausfall erlauben können, dafür dann im Schnitt natürlich geringere Erwartungswerte an die Einzelperformance haben von Unternehmen.
Fabian Tausch:
[53:33] Wenn du jetzt mal über, also nochmal das, was du schon angesprochen hast, aber die Strategie hat sich ja ein bisschen verändert, wahrscheinlich auf der einen Seite Sachen, die man gelernt hat, auf der anderen Seite einfach auch, weil es vielleicht auch nötig war bis zu einem gewissen Grad. Was würdest du sagen, sind die größten Unterschiede zwischen der Strategie, die du 2015 begonnen hast, was ja jetzt auch schon, also ich muss sagen, den Return nach 10 Jahren schon zu haben, ist ja auch irgendwie nicht ganz typisch. Also man sagt ja, 10 plus 2 ist eigentlich so die Laufzeit, das heißt so bis zu 12 Jahre. Dann kann immer noch rumgerollt werden in verschiedenen Vehikeln und es ist auch normal, dass manche Sachen 15 oder 17 Jahre irgendwo liegen, bevor ein Fonds wirklich Geld an die Investoren zurückspielt. Dementsprechend nach zehn Jahren ist, glaube ich, erst mal, auch wenn sich das nach einer langen Zeit anhört für den Fondszyklus, generell, glaube ich, eine sehr sportliche Timeline. Aber wie hat sich deine Strategie, einen Fonds zu bauen, bei dem ja Gründer auf der einen Seite das Produkt sind und Investoren, also deine Limited Partner, irgendwie die Kunden. Wie hat sich deine Sichtweise auf den Aufbau eines Fonds verändert?
David Rosskamp:
[54:42] Nicht wirklich. Es ist auch da die Frage der Resilienz. Meine Ausgangsfrage ist immer, wie baue ich ein resilientes Fondsprodukt für Anleger? Ich gehe von bestimmten Idealszenarien aus, die wir auch modellieren. Also das ist alles relativ klar hergeleitet. Die sind aber halt nicht stratosphärisch. Und das ist das Prinzip, was ich verfolge, weil ich halt einfach sage oder weil wir sagen, wir arbeiten alle dafür, die extrem...
Fabian Tausch:
[55:08] Erfolge zu produzieren, die Multi-Dekacons,
David Rosskamp:
[55:11] Die wir alle wollen. Statistisch ist das verdammt schwer.
Fabian Tausch:
[55:13] Dekacons übrigens Firmen, die mit mehr als 10 Milliarden bewertet sind.
David Rosskamp:
[55:16] Genau, gerade im europäischen Kontext verdammt schwer. Du kannst dir die Exits anschauen, da gab es vergleichsweise wenige. Das heißt, ich baue Fondprodukte oder konstruiere Fondprodukte, die darauf reagieren und sagen, ich gehe mit einem optimistischen Weltbild ran. Das gehört mit zum Job dazu, aber ich baue auch Portfolios, die in verschiedenen Marktumgebungen relativ stark performen können Und natürlich als Grundlage haben, Erfolge zu produzieren, aber ich gehe nicht mit absolut unrealistischen oder extremen statistischen Outliern als Standardmodell an meine Fonds heran. Das hat sich überhaupt nicht verändert. Da bin ich total konsistent in meiner Arbeit. Meine Investoren mögen das, glaube ich, auch sehr. Das heißt halt nur, dass wir Dinge anders tun. Wir investieren auch zum Teil anders. Dass wir teilweise entwerfen mit Unternehmen aktiver mit zu Anfangs. Wir gehen in Sektoren rein, die absolut nicht im Mainstream sind, zumindest zum Zeitpunkt des Investierens, weil wir überall die Möglichkeit suchen.
David Rosskamp:
[56:11] Individuelle, aber dann auch Fund-Level-Out-Performance zu generieren. Und das heißt halt, dass man Dinge anders tun muss. Der Fonds ist anders strukturiert zum Teil. Wie gesagt, wir machen Investments, die man nicht in allen Portfolios findet. Wir sind zum Teil aktiver drin. Wir haben einen sehr thesengetriebenen Blick auf die Welt und sagen, wo sind die wirklich großen Entwicklungen, wie können wir innerhalb derer sehr, sehr, sehr grundlegend arbeiten. Mit anderen Worten, viele Millionen Menschen bedienen oder viele Millionen Unternehmenskunden, je nachdem, was das Unternehmen oder die jeweilige Technologie oder der Markt tut.
David Rosskamp:
[56:39] Das gehört alles mit dazu, hat sich im Prinzip überhaupt nicht verändert. Jedes Mal kommen wir wieder darauf zurück, solange man die Grundprinzipien beherzigt, mit optimistischen, aber auch irgendwie realistischen Erwartungen herangeht, was Unternehmensbau und Erfolg betrifft, baut man sehr, sehr erfolgreiche Fonds. Und vor allen Dingen wahrscheinlich jetzt in Europa, wir einen gewissen Moment hier haben. Donald Trump oder die geopolitische Entwicklung helfen uns dabei. Daran hat sich überhaupt nichts verändert. Und wie gesagt, ich fahre damit relativ gut. Das wird wahrscheinlich auch in der Zukunft oder hoffentlich auch in der Zukunft der Fall sein, solange man so ein bisschen bei seinen Prinzipien bleibt. Es wird dann gefährlich, wenn man die verlässt und sagt und Dinge tut, die keinen Sinn machen. Fonds baut, die in ihrer Struktur keinen Sinn machen. Aus unserer Sicht zu große Teams dahinter hat, Weil sich dann auf einmal die interne Dynamik verschiebt. Also vieles bei uns beruht auch darauf, maximal effizient zu sein. Wir leisten die Arbeit von großen Investmentorganisationen mit einem Nano-Size-Team, wenn man es so sagen möchte. Vieles ganz alleine seit vielen, vielen Jahren. Also das ist einfach eine andere Herangehensweise ans Investieren, an die ich natürlich sehr, sehr glaube.
Fabian Tausch:
[57:45] Wie fokussierst und priorisierst du dich selber, sodass du sagst, okay, ich kann das, was andere mit größeren Teams machen, selbst machen? Also was sind die Punkte, wo du sagst, hey, da musste ich auch einfach Abstriche machen, das passt halt nicht, weil offensichtlich gäbe es mehr Arbeit, die man tun kann und du könntest wahrscheinlich 24-7 nur arbeiten und würdest trotzdem nicht alles hinbekommen. Wie sortierst du aus?
David Rosskamp:
[58:09] Du musst dich fokussieren. Das hatten wir, glaube ich, in unserem Gespräch vor einigen Jahren schon mal, sich aufs Wesentliche zu beschränken dessen, was man tun möchte. Viel startet bei uns dabei, also mit der Research-Aufgabe. Manche Venture-Fonds nennen das Prepared Mind. Und wie auch immer man das betrachten möchte, wir haben irgendwie einen Blick auf die Welt und überlegen uns im Vorhinein über eine lange Zeit, was Wertentwicklungen in bestimmten Märkten und Industrien sind, die auch wichtig sind. Wir finanzieren Dinge, von denen wir sagen, sie sind wichtig für Europa, für die Welt. Wir arbeiten in, wie wir sagen, kritischen Industrien. Das ist unser Fokusfeld.
David Rosskamp:
[58:42] Das heißt, wir haben automatisch so ein bisschen eine Einnordung auf Dinge, von denen wir die größten technologischen Entwicklungen, auch ökonomischen Entwicklungen erwarten. Also da nordest du dich dann automatisch darauf ein und kannst viel zur Seite schieben. Aber Fokus ist natürlich das Relevante, einfach auch viele Dinge nicht zu tun. Das geht dann auch bis zur persönlichen Arbeitsweise. Du kannst nicht alles leisten, wenn du keine Organisation mit 30 Personen hast oder 40 Personen, wo Arbeitsteilung stattfindet, machst du relativ viel selber. Und das führt automatisch dazu, dass du natürlich irgendwo den Fokus für dich finden musst und auch ganz anders arbeitest. Also das ist, glaube ich, die Grundrezeptur. Es hat aber auch einen Vorteil. Du kannst extrem effizient arbeiten. Wir wissen, was wir tun, wenn wir es tun. Wir kommen immer vorbereitet. Wir sind maximal aufgeschlaut und tiefe Gesprächspartner für Unternehmer. Das wissen viele zu schätzen, eben weil wir uns mit Dingen beschäftigen, auf die wir Lust haben, von denen wir die größte Entwicklung erwarten, auch die wichtigsten Entwicklungen in Europa, in der Welt. Das macht einen Unterschied. Ich glaube, die Unternehmer, mit denen wir arbeiten, können das bestätigen in der Interaktion. Also vieles startet da. Vieles Deskarbeit, Research, Lesen, Studium, Fokus und Dinge nicht zu tun, die dann woanders gemacht werden müssen.
Fabian Tausch:
[59:55] Und dann eine Frage, weil ich dir das selber ja auch immer sage und du es auch weißt, am Ende machst du gute Arbeit. Am Ende, wenn ich mit anderen Gründern drüber spreche, kennen aber viele Magnetic nicht, viele kennen David Rostkamp nicht und ich frage mich immer, warum versuchst du nicht das auch zu nutzen? Du könntest doch sicher in einer Welt, wo ja doch viele sehr ähnliche Gedanken äußern, also gerade in dieser ganzen Venture-Industrie irgendwie Ghostwriter benutzen und hier und da und sich selber gar nicht mehr so Mühe geben, wirklich Gedanken zu formulieren. Warum machst du da nicht mehr?
David Rosskamp:
[1:00:32] Das ist eine gute Frage. Mein Tag hat 24 Stunden. Ich könnte bestimmt noch mehr von mir geben. Ich habe es so ein bisschen ja erklärt vorher, dadurch, dass ich und wir ja auch damit beschäftigt sind, einen Fonds sinnvoll zu allokieren, Bordmandate wahrzunehmen, mit Unternehmern zu arbeiten, teilweise Unternehmen mitzuentwerfen oder zumindest zu konzipieren, sind wir relativ ausgelastet. Und die Story-Seite oder die PR-Seite ist in der Industrie immer wichtiger geworden. Das habe ich natürlich auch beobachtet, so wie jeder das sieht. Du bist ja in gewisser Form auch ein Produkt dieser Entwicklung und auch ein stark Beitragender zu der Entwicklung. Und das ist, glaube ich, auch richtig so, weil wir natürlich auch eine Botschaft in die Welt tragen. Also das ist nicht nur reines Marketing, sondern auch relevant, weil da, wo nichts ist, muss irgendwas in die Welt projiziert werden. Das geht nur durch Storytelling. Also das Storytelling ist ja übrigens auch in der Softwarekultur ein ganz erheblicher Faktor, der Amerika sehr, sehr lange bevorzugt hat gegenüber Europäern, die sich da eher zurückhalten. Nichtsdestotrotz, bei uns war es immer, ja, wir haben immer gesagt oder ich habe immer gesagt, lass die Arbeit sprechen und danach kann man darüber reden. Also es ist immer wieder eine Diskussion. Mit Sicherheit werde ich mehr tun als vorher. Ich habe keine PR-Maschine hinter mir, die mich da so unterstützt. Das heißt, viel ist rein durch eigenes Getrieben und mein Tag hat 24 Stunden. Das ist die relativ klare Antwort. Aber ja, wahrscheinlich sollte man seine Gedanken mehr in die Welt tragen und formulieren. Naja, das ist einfacher geworden als vorher.
Fabian Tausch:
[1:02:01] Deswegen machen wir ab und zu mal einen Podcast. Nicht so häufig, aber ab und zu mal.
David Rosskamp:
[1:02:06] Ja. Ja, ich bin gespannt.
Fabian Tausch:
[1:02:07] Was du da noch alles machst. Ob Personal Branding irgendwie ein bisschen mehr dazu kommt. Ich würde es mir wünschen, weil ich ja weiß, dass du ein sehr überlegter Typ bist, der doch auch jeder, den ich mal zu dir schicke, mit dem du dich unterhältst als Gründer, ist am Ende sehr positiv angetan. Dementsprechend wünsche ich mir ja, dass dann, auch wenn du nur 24 Stunden am Tag hast, mehr Gründer in den Genuss kommen, entweder von deinen Gedanken zu profitieren oder aus den Gesprächen.
David Rosskamp:
[1:02:31] Ein Gedanke, der mir kam, ist natürlich, man ist ja selber auch ein Produkt seiner Zeit und es war auch immer die Entscheidung, wenn ich jetzt zurückdenke an den ersten Fund oder die Entwicklung, du bist ja auch noch dabei, dich zu erproben und ich finde es auch okay zu sagen.
Fabian Tausch:
[1:02:45] Dass ich eine Weile abwarte,
David Rosskamp:
[1:02:47] Bis sich meine Arbeit langsam kristallisiert, die ja übrigens eher nur besser geworden ist. Jetzt haben wir mal eben meinen ersten Fonds beredet, das ist ja eher noch viel mehr geworden später oder noch, man hat ja auch sein eigenes Playbook da verfeinert. Das heißt, die Arbeit heute ist, wenn ich so darauf schaue, deutlich besser als die in der Vergangenheit. Also man wächst ja auch und ich finde es auch in Ordnung, dann zu sagen, ich warte ein bisschen und widersetze mich dem und suche dann den Zeitpunkt ein bisschen präsenter zu werden oder darüber zu erzählen. Ich glaube, die Industrie insgesamt ist zu voll mit Leuten, die viel erzählen, ohne vielleicht die zeitliche Distanz mit berücksichtigt zu haben, mit anderen Worten ein paar Jahre abgewartet zu haben, ob es noch funktioniert.
Fabian Tausch:
[1:03:24] Also, glaube ich, ein grundsätzliches Problem. Ich bin selbst Produkt der anderen Seite. Ich habe von Sekunde 1 an quasi alles, was mein beruflicher Werdegang ist, in Podcasts quasi gelernt und dementsprechend ganz sehr von Sekunde 1. Wer jetzt zurückgeht, sich die erste Folge anhört, ich glaube, die ist zeitlos, weil es geht irgendwie darum, so seinen Kunden-Avatar und so zu finden, aber auf einer Dimension, die eine ganz andere ist. Wenn ich mir angucke, wer in den ersten 100 Folgen dabei war, dann würde ich vielleicht 5 bis 10 Leute nochmal einladen, aber es ist auch okay, also dementsprechend, es gibt, beide Wege sind ja fein, und ich glaube, es ist auch in Ordnung, sich für den einen oder anderen zu entscheiden. Was ich auf jeden Fall sagen würde, wer das Gespräch mit dir gut fand, und sagt, hey, demnächst sollte ich vielleicht doch mal über Fundraising nachdenken, Pre-Seat, Seat, CRSA, du bist ja relativ agnostisch und schaust dir eher Sachen an, wo du sagst, den Gründer finde ich stark, und die Industrie und das Thema finde ich stark, und gar nicht so sehr, das ist jetzt der spezifische Fokus von so viel Geld investiere ich und diese Stage, sonst mache ich es nicht.
David Rosskamp:
[1:04:18] Nicht ganz. Der Fokus unserer Arbeit sind kritische Industrien. Das heißt, wir schauen uns die wirklich wichtigen Felder Europas schwerpunktmäßig an. Natürlich hast du immer Ausnahmen, aber vieles, was wir jetzt gemacht haben, wir bauen neue Power Companies, wir bauen Drohnenproduktion, wir finanzieren Simulationssoftware, wir machen in Finanzinfrastruktur eine ganze Menge, wirklich von Stablecoin bis Infrastruktursoftware. Also das sind die Felder, in denen ich die meiste Zeit verbringe. Also wer auch immer da mit technischem Produktgetriebenen Ansatz und maximaler Ambitionen baut oder überlegt zu bauen, soll sich bei mir melden.
Fabian Tausch:
[1:04:54] Dafür verlinke ich natürlich die Magnetic Website und dein LinkedIn Profil und in den Shownotes und dann kann man sich das mal angucken. Ansonsten könnt ihr mir auch schreiben, dann kann ich es im Zweifel weiterleiten. Fabian Tausch auf LinkedIn oder fabian.unicornbacquery.de. David, das hat wie immer Spaß gemacht. Wir sollten das häufiger machen als alle zwei, drei Jahre. Das wäre gut. Dementsprechend viel Erfolg weiterhin und bis bald.
David Rosskamp:
[1:05:16] Danke dir.
Fabian Tausch:
[1:05:17] Ich hoffe, die Episode mit David hat dir gefallen. Ich denke, wir sind in viele Themen tief reingegangen, viele offensichtliche Fragestellungen. Brauche ich gerade KI? Wie gehe ich eigentlich an so eine Bewertung ran? Ist es eigentlich schlau, Geld zu nehmen, wenn es mir geboten wird? Und mehr. Ja, gerade um dieses Thema, wie verändert sich der Aufbau von Firmen aktuell und warum funktioniert KI? Ist das zum Scheitern verurteilt, dass jetzt alle irgendwie so schnell Umsatz machen? Bin ich deswegen eine schlechtere Firma? Das sind, glaube ich, extrem relevante Fragestellungen und Themen. Ich schätze David wirklich sehr, meine das auch vollkommen ernst, wenn ich sage, bitte, bitte, wenn du in der kritischen Industrie, die David genannt hast, baust, melde dich bei ihm. Ich habe noch nie schlechtes Feedback gehört, wenn jemand mit David besprochen hat. Ansonsten empfehle die Episode gerne jemandem weiter, der sie hören oder sehen sollte und lass ein Abo da. Das würde uns wirklich helfen und freuen. Und ja, bleibt nur zu sagen, vielen, vielen lieben Dank fürs Zuhören und bis zur nächsten Episode. Also, ciao, ciao.