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Feb. 9, 2022

Jenny Saft, Apryl (former OVIAVO) | Female February

Jenny Saft, Apryl (former OVIAVO) | Female February

Eizellen Einfrieren als Benefit für Angestellte - Lässt sich ein etabliertes Konzept aus Amerika nach Deutschland übertragen?

Warum Fruchtbarkeit ein Thema für den Arbeitgeber ist:  

Apryl-Gründerin Jenny Saft über Familienplanung, die Umstellung auf B2B und die Achterbahn des Startup-Daseins

Für die Unternehmerin Jenny Saft war Selbstgründen nie ein Thema. Obwohl die ehemalige Telekom-Mitarbeiterin bereits im Team der Mobile Growth Plattform „Fyber“ und der holländischen Payment-Plattform „Adyen“ ausgiebig Startup-Luft schnuppern konnte, gehörte ein eigenes Unternehmen nicht zu ihren Zielen: 

„Ich habe mich nie als Gründerin gesehen, obwohl mich das Thema Start-up immer fasziniert, hat“, erinnert sich die Unternehmerin. „Ich fand es immer spannend etwas zu bauen, zu erschaffen und wo dabei zu sein…aber ich dachte, ich [bin eher jemand der] ein bisschen später dazukommt und die Strukturen mit aufbaut.“ 

Doch das Schicksal hatte andere Pläne: Als die damals 32-Jährige aus Silicon Valley in ihr deutsches Heimatland zurückkehrte, wollte sie ihre Eizellen einfrieren. Dabei stellte sie fest, dass dieser Vorgang, dessen Kosten in den USA sogar von vielen Arbeitgebern übernommen wird, in Deutschland keineswegs gang und gäbe ist. Nach längeren Recherchen und einigen unangenehmen Erfahrungen im Familienplanungszentrum, beschloss Jenny Saft kurzerhand, aus diesem jungen Thema ein Business zu machen. 

„Das Thema hat mich gefunden“, erklärt die Jungunternehmerin den Ursprung der Geschäftsidee: „Ich habe mich nie hingesetzt und gedacht, ich will auf jeden Fall gründen, egal welches Thema.“   Den Impetus zum Selbstgründen erhielt sie von Freunden, die ihr sagten, dass sie das Thema gut verkörpere. Den letzten Push gab ihr ein Freund, der ihr riet, nicht zu zögern, sondern einfach anzufangen. „Das hat mein Weltbild ein bisschen durchgerüttelt“, erinnert sich die Jungunternehmerin.

Kurz darauf gründete sie gemeinsam mit Tobias Kaufhold das Unternehmen Apryl. Was als B2C Unternehmen anfing, wurde nach kurzer Zeit zu einem B2B Start-up: Mittlerweile konzentriert sich Apryl darauf, Firmen bei der Implementierung von Mitarbeitersozialleistungen zu unterstützen, die die Familienplanung beinhalten. 

Während die Übernahme von Familienplanungskosten in den meisten amerikanischen Unternehmen Standard ist, ist es in Deutschland noch ein polarisierendes Thema:  

„Man kommt schnell an eine Grenze, weil das Thema noch so jung ist. Der Markt wird [in Deutschland und Europa] noch gar nicht richtig verstanden. Es ist ein Markt, den wir mitbauen.“ 

Und doch gibt es kaum ein zeitgemäßeres Thema. Die Frage der Fruchtbarkeit ist eng mit den Themen Gleichberechtigung, Diversity und Inklusion verwoben: 

Während die meisten Männer bis ins hohe Alter Kinder bekommen können, nimmt die Fruchtbarkeit von Frauen ab 35 rasant ab. Dies bedeutet, dass viele Frauen sich in ihren besten Karrierejahren zwischen Familie und Beruf entscheiden müssen. Auch werden alleinstehende Menschen und gleichgeschlechtliche Paare was Adoption und künstliche Befruchtung angeht nach wie vor diskriminiert. Aber auch heterosexuelle Paare sind nicht vor Problemen mit der Fruchtbarkeit gefeit: Laut Statistiken sind rund 15 % der Deutschen ungewollt kinderlos. 

 

Auch wenn Fruchtbarkeit ein Thema ist, mit dem sich die meisten Menschen erst befassen, wenn es für sie selbst zum akuten Problem wird, sollte man die gesamtgesellschaftlichen Implikationen nicht unterschätzen: Die deutsche Bevölkerung ist mit einem Medianalter von 45 Jahren die älteste Bevölkerung in der Europäischen Union.  Und trotzdem wird das Thema Fruchtbarkeit in Deutschland nach wie vor als Privatsache behandelt: Obwohl Fruchtbarkeitsmaßnahmen bis zu 10 000 kosten können, werden diese von den meisten Krankenkassen nicht übernommen und auch nicht als Mitarbeitersozialleistung angeboten. 

Das inzwischen zehnköpfige Team hinter Apryl will das ändern: Fruchtbarkeit und Familienplanung soll für jeden Menschen zugänglich sein. Und zwar unabhängig von Familienstand, Alter oder sexueller Orientierung! 

Indem das Start-up Arbeitgeber dabei unterstützt, diese Themen effektiv in ihre Mitarbeitersozialleistungsprogramme zu integrieren, hilft es Unternehmen, sich als attraktiver und inklusiver Arbeitsplatz zu etablieren. 

Jenny Saft scheint in ihrer Mission aufzugehen: „Die ersten 3 Monate waren cool. [Wir hatten] keinen Plan, aber es war irgendwie schön, das zu machen“, erinnert sich die Unternehmerin an den Sprung ins kalte Wasser. Sie rät anderen Jungunternehmern, mit möglichst vielen Leuten zu reden, sich Intros geben zu lassen und so möglichst viele neue Impulse zu erhalten. So habe sie zum Beispiel von der Unternehmerin Sophie Chung, die später auch als Businessangel fungierte, die Möglichkeit bekommen, einige Dinge in im System von Qunomedical auszutesten.  

Abgesehen davon ist Jenny Saft froh, nicht allein, sondern zu zweit gegründet zu haben: 

„Gründen ist auch irgendwie eine einsame Reise. Man hat nur dieses eine Baby und dieses eine Thema und niemand außer dir kann verstehen, warum es dir so wichtig ist.“  

In ihrem Mitgründer Tobias Kaufhold hat sie jemanden, der im selben Boot sitzt und ihr auch manchmal den Spiegel vorhält: „Es ist wie eine Paartherapie, die man sich gegenseitig gibt“.

Obwohl sie sich die Gründung gut überlegt hat, konnte sie damals nicht erahnen, auf was für eine Achterbahnfahrt sie sich eingelassen hatte: 

„[Ich hätte mir nie ausmalen können], wie krass diese Achterbahn ist, wie emotional einen das mitnimmt und wie sehr man sich abschottet, weil jeden Tag etwas Krasses passiert und man keine Energie mehr hat, um das alles an sich heranzulassen.“

Und trotzdem ist sie unfassbar stolz: „Die Tatsache, dass du dir was ausdenkst und plötzlich ist es da und die Leute zahlen dafür“ gibt ihr nach wie vor ein unbeschreibliches Gefühl.  Aus diesem Grund rät sie Menschen, die mit der Idee der Unternehmensgründung spielen, es sich gut zu überlegen, aber dann einfach loszulegen.  

Wenn ihr mehr über Jenny Saft, die Mission von Apryl und die Achterbahnfahrt der Unternehmensgründung erfahren wollt, dann hört rein in den Podcast

 

Die Fragen:

02:23 Warum wolltest du genau dieses Problem lösen?

07:28 Wie bist du zur Gründung gekommen?

11:52 Wie habt ihr begonnen, dieses komplexe Problem aufzuschlüsseln?

17:22 Wo steht ihr aktuell?

20:15 Wie groß ist euer Team?

21:26 Was hättest du gerne früher übers Gründen gewusst?

23:52 Was macht dich besonders stolz?

26:17 Worauf kommt es bei der Zusammenstellung eines Teams an?

27:04 Was möchtest du anderen Gründer:innen auf den Weg geben?

Vielen Dank fürs reinhören!

 

JENNY SAFT:

 

DU GRÜNDEST EIN STARTUP?

Falls du bei deiner Startup Gründung Hilfe brauchst, meld dich gerne. Fabian, der Host dieses Podcasts, arbeitet mit diversen Startups, die zwischen Pre-Seed und Series A stecken zusammen und vielleicht kann er dir ja auch helfen: https://jungunternehmerpodcast.com/startup-advisory

 


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