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Aug. 12, 2022

Gründerin statt Ärztin? Warum Dr. Anne Latz von Hello Inside den Kittel an den Nagel hing

Gründerin statt Ärztin? Warum Dr. Anne Latz von Hello Inside den Kittel an den Nagel hing

Warum entscheidet man sich für die Gründerkarriere anstatt in der Klinik zu bleiben?

Anne Latz hat diese Entscheidung für sich getroffen und den Kittel an den Nagel gehängt, um ihre eigene Firma zu gründen.

Gegründet hat Sie während der Corona-Zeit, remote, mit Menschen, die einen komplett anderen Hintergrund haben als Sie.

Wie das läuft, worauf es in einem diversen Gründerteam ankommt und wie Anne ihre Identität als Gründerin für sich gefunden hat, das gibt es in der Folge.

Was du lernst:
Wieso hat Anne sich aktiv gegen eine klassische ärztliche Karriere entschieden?
Welche Vorteile bietet eine Remote-Company?
Welche Reibereien gibt es in einem bunt gemischten Gründerteam?
Wie läuft die Produktentwicklung im Health Tech Startup?

Die Kapitel:
01:43 Was macht Hello Inside?
03:46 Nutzt du den Sensor selbst regelmäßig?
04:41 Was ist deine Motivation?
06:13 Wie bist du in die Venture-Welt gerutscht?
08:17 Was waren bei deinem Gründer-Team die wichtigen Faktoren?
10:03 Was ist nicht optimal gelaufen?
12:13 Was macht ihr, wenn ihr euch nicht einig werdet?
14:15 Wie war die Erwartungshaltung?
16:12 Identitätsfindung & Persönlichkeitsentwicklung als Gründerin
18:15 Warum eine Remote-Company & was sind die Challenges?
23:10 Was waren eure Produkt-Herausforderungen?
27:15 Wie groß war die Herausforderung der Zielgruppe?
30:30 Was sind deine aktuellen Herausforderungen?
31:34 Bei welchem Thema hast du eine konträre Meinung und warum?
34:31 Was würdest du gerne an der Startup-Szene ändern?
36:04 Welche drei Eigenschaften wünschst du dir für deine Kinder?

Dr. Anne Latz
LinkedIN: https://www.linkedin.com/in/drannelatz/ 
HelloInside: https://helloinside.com/

„Ich wusste schon immer, dass es auch eine Welt außerhalb der Klinik gibt“ 

Gründerin Dr. Anne Latz über Remote Work, ihre Definition von Erfolg und die Symbiose zwischen Medizin und Technik: 

Ein Bachelor in Business Administration, ein unter anderem an der Harvard Medical School erfolgtes Medizinstudium, die Mitarbeit im Health-Tech Start-up „Alley“ und zuletzt die Gründung eines eigenen Unternehmens. Dr. Anne Latz zeigt uns mit ihrem Start-up „Hello Inside“, dass es durchaus möglich ist, verschiedene Welten zusammenzubringen. Trotzdem ist die Verbindung von Start-up und Medizin nicht ohne seine Herausforderungen: 

„Ich habe noch vor meinem Medizinstudium einen BWL-Bachelor gemacht und neben meinem Studium in einem Start-up gearbeitet. Das heißt, ich wusste schon immer, dass es auch eine Welt außerhalb der Klinik gibt“, meint die Gründerin: „Trotzdem prallen vor allem in Hinblick darauf, was funktionieren kann und wie lange Dinge dauern, oft Welten aufeinander.“ 

Ein Phänomen, dass sich auch im Gründerteam bemerkbar macht. Aber für Dr. Anne Latz liegt in der Tatsache, dass ihre Mitgründer aus verschiedenen Bereichen kommen, eine große Stärke: 

„Wir sind vom Hintergrund her sehr divers. Mein Mitgründer Jürgen hat bereits langjährigste Erfahrung was das Thema Unternehmensgründung angeht und beherrscht das Thema Fundraising und Investoren super. Meine anderen Mitgründer kommen aus den Bereichen Produkt, Growth und Tech. Das bedeutet, dass wir als Gründer sehr unterschiedliche Perspektiven mitbringen. Ich finde total schön zu sehen, wie wir immer besser darin werden, uns gegenseitig zu verstehen.“ 

Für sie liegt der Schlüssel für eine effektive Zusammenarbeit in der Kommunikation: 

„Es ist für uns auf jeden Fall eine steile Lernkurve und es knallt auch manchmal“, gibt die Jungunternehmerin offen zu: „Obwohl wir remote arbeiten, nehmen wir uns aber oft auch gemeinsame Tage, in denen wir uns zusammensetzen und uns Zeit nehmen, um zu sehen, wie wir uns gerade fühlen. Wir haben gemerkt, dass uns das dabei hilft, um danach wieder auf Remote zu wechseln und trotzdem wieder eine offenere Perspektive zu haben. Auch wenn es fast ein wenig esoterisch klingt: Wenn man ein starkes Team sein will, muss psychologische Sicherheit herrschen.“ 

Besonders stark aufgefallen ist ihr am Anfang, dass sie von Nicht-Medizinern sofort als Expertin für alle medizinischen Fragen angesehen wird. Denn für MedizinerInnen gilt nur jemand, der sich jahrelang mit einem gewissen Fachgebiet beschäftigt hat, als Experte: 

„Das Ärztliche verführt alle Menschen um dich herum dazu, dir diesen Expertenhut aufzusetzen. Das ist etwas, das ich am Anfang sehr schwierig fand“, reflektiert Dr. Anne Latz in Bezug auf dieses Thema: „Für mich stellt sich immer wieder die Frage, wie ich meine Identität als Ärztin und Gründerin verbinde.“

„Hello Inside“ scheint jedenfalls einen wichtigen Schritt auf dieser Reise zu sein: 

„Unsere App hilft uns, den eigenen Körper besser zu verstehen und dessen Signale besser einordnen zu können. Wir messen deinen Blutzucker mithilfe eines Biosensors und verbinden dies in Form einer App mit Technologie. Das bedeutet, du bekommst Feedback zu dem, was du machst“, erklärt die Medizinerin. Aber damit ist es noch nicht vorbei: „Wir verbinden das Ganze mit einem Coaching-Ansatz. Wir nennen das experimentelle Lernen. Das heißt, jeder wird zum Experimentator am eigenen Körper und kann über die App besser verstehen, wie er oder sie auf Faktoren wie Ernährung, Bewegung oder Stress reagiert.“ 

Funktionieren tut das Ganze mithilfe eines direkt ins Gewebe inserierten Sensors. Tatsächlich trägt auch die Gründerin selbst fast täglich einen Mikrochip an ihrem Körper: 

„Ich trage ihn, um unsere App kontinuierlich zu testen“, erklärt die Jungunternehmerin: „Wir machen auch Team-Challenges.“ 

Tatsächlich ist das Szenario eines in den Körper inserierten Mikrochips längst nicht mehr Sci-Fi-Filmen vorbehalten, sondern Realität: 

„Wir nutzen eine Technologie aus dem Diabetesbereich. Das ist super, weil wir wissen, dass es erprobt und sicher ist. Es tut außerdem überhaupt nicht weh, ihn anzubringen“, meint Dr. Anne Latz. Trotzdem bringt der innovative medizinische Ansatz von „Hello Inside“ auch einige Hürden mit sich: 

„Man muss geduldig sein, was Dinge wie Zulassungen und Regulatorik angeht. Eine Ethikkommission tagt, wenn man Glück hat, alle zwei Wochen oder einmal im Monat. Das bedeutet, wenn du noch etwas nachreichen musst, dauert ein Prozess gleich einen Monat länger. Das steht natürlich im Gegensatz zum agilen Arbeiten. Auch brauchen wir für jedes Land ein eigenes Warenhaus, da die Regulatorik überall anders ist.“ 

Eine zweite wichtige Baustelle bildet das Thema Kommunikation: 

„Wir mussten das Thema so runterbrechen, dass es auch Laien verstehen”, meint die Ärztin: „Die Frage war nicht nur, wie wir das machen, sondern vor allem auch, wie wir es nennen und mit welchen Wörtern wir um uns schmeißen.“ 

Überhaupt bringt das Gründen eines Health-Tech-Start-ups eine steile Lernkurve mit sich: 

„Ich möchte wachsen und am besten jeden Tag etwas Neues lernen. Ich möchte lernen, wie ich eine bessere Kommunikatorin sein kann und eine bessere Führungskraft werde. Und ich will lernen, wie man mit Investoren umgeht und die Dinge nicht so an sich ranlässt. Ich fürchte, dieser Prozess wird noch ein wenig dauern …“ 

Ihr wollt mehr über die Symbiose von Medizin und Technik erfahren? 

Wenn ihr mehr über das Arbeiten in einem internationalen Remote-Team hören oder wissen wollt, warum Erfolg für Anne Latz vor allem ein „Teamgefühl“ ist, dann hört rein in den Podcast …